News: Fliegen macht schlank
So zumindest bei Staren (Sturnus vulgaris), wie John Swaddle von der University of Bristol und Andrew Biewener von der Harvard University entdeckten. Die Forscher fanden heraus, dass sich bei den Vögeln die Masse der Flugmuskeln verringert, wenn sie über mehrere Wochen zwar regelmäßig Flugstunden ableisten müssen, dabei aber genügend fressen können (Nature vom 10. August 2000). Die Wissenschaftler teilten insgesamt 18 Stare in drei Gruppen ein: Eine fliegende Gruppe und zwei ruhenden Kontrollgruppen, von denen die eine ständig fressen konnte und die andere zur gleichen Zeit wie die fliegenden Vögel Futter erhielt, beide aber in einem Käfig eingesperrt waren. Zum Muskeltraining mussten die Testvögel täglich eine Stunde lang zwischen den Stangen an den Enden eines Käfigs hin und her fliegen, wobei die Forscher sie an den Wendepunkten jeweils mit Futter belohnten. Bevor die Stare sechs Wochen lang ihre Runden in dem zwei Meter langen Käfig drehen durften, maßen die Forscher die Startkraft der Vögel, die Flügelfläche, das Körpergewicht und die Fettspeicher. Die Messungen wiederholten die Wissenschaftler alle zwei Wochen über einen Zeitraum von insgesamt sechs Wochen mit 34 Versuchstagen. Am Ende de Experiments bestimmten sie zusätzlich die Länge und das Frischgewicht der Brustmuskeln, der Motoren für den Flügelschlag.
Mit ihren Tests fanden die Forscher heraus, dass die fliegende Gruppe durch das tägliche Training an Körpergewicht verlor und auch die Flügelbeastung abnahm. Wie sich herausstellte, verkleinerten die Vögel der Gruppe als Folge ihrer ständigen Bewegungen die Brustmuskeln, was sich jedoch nicht auf die Startkraft auswirkte. Der Verlust der Muskelmasse lässt sich nach Ansicht der Wissenschaftler auch nicht dadurch erklären, dass Fettreserven im Muskel aufgebraucht werden oder diese ihr Wasser verloren. Die Wissenschaftler sind deshalb der Ansicht, dass die Stare die gestiegenen Flugkosten auf Grund des Verlustes der Brustmuskelmasse durch gesunkene Flugkosten wegen der reduzierten Körpermasse ausglichen. Sie schließen daraus außerdem, dass Muskelgröße nicht nur von der Aktivität oder Speicherkapazität abhängt, sondern auch die Kosten widerspiegelt, die durch eine Einteilung von Ressourcen im gesamten Körper entstehen.
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