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News: Früherkennung von Lungenkrebs

Lungenkrebs gehört zu den am häufigsten in der Bevölkerung auftretenden Krebsarten. Trotz Verbesserungen der Therapie und umfangreicher Aufklärungsaktionen über die Schädlichkeit des Rauchens konnte die Sterblichkeit an diesem Tumor in den letzten Jahren nicht wesentlich gesenkt werden. Deshalb haben amerikanische Wissenschaftler einen Test entwickelt, der Lungenkrebs bereits früh und mit einer großen Genauigkeit anzeigt, um so die Heilungschancen der Patienten zu verbessern. Untersucht wird dabei der ausgehustete Schleim.
Lungentumore rufen in frühen Stadien meist keine Beschwerden hervor. Viele der etwa 37 000 jährlich in Deutschland neu auftretenden Lungenkrebserkrankungen werden daher erst spät diagnostiziert. Bei zwei Dritteln aller Patienten kann der Tumor dann bereits nicht mehr operiert werden. Aus diesem Grund steht und fällt die Prognose eines Lungentumors mit seiner Frühdiagnose. Leider gibt es für den Lungenkrebs bislang keine jährliche Vorsorgeuntersuchung wie zum Beispiel für den Dickdarm-, Prostata-, Brust oder Gebärmutterhalskrebs. Grund dafür sind fehlende geeignete Untersuchungsmethoden.

Vom 23. bis 28. April 1999 diskutierten Wissenschaftler auf einer internationalen Konferenz der American Lung Association und der American Thoracic Society in San Diego verschiedene Methoden zur Früherkennung des Lungenkrebses. Melvyn Tockman und seine Mitarbeiter von der Johns Hopkins University in Baltimore untersuchten das heterogene nukleäre Ribonucleoprotein hnRNP A2/B1, das bei der Zellteilung eine Rolle spielt. Sie stellten fest, daß dieses Protein vermehrt im Auswurf (Sputum) nachgewiesen werden kann, noch bevor ein Lungentumor mit den bisher üblichen Verfahren wie Röntgenuntersuchung der Lunge und Suche nach Tumorzellen im Sputum sichtbar wird.

Um ihre experimentellen Daten zu erhärten, führten die Wissenschaftler zwei voneinander unabhängige prospektive Studien durch. In der ersten Studie wurde Sputum chinesischer Männer gewonnen, die mindestens zehn Jahre in Zinnminen gearbeitet hatten und daher ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko haben. Von den beobachteten 6285 Arbeitern erkrankten 57 innerhalb eines Jahres an Lungenkrebs. Ihr Sputum sowie das einer vergleichbaren Kontrollgruppe wurde auf hnRNP A2/B1 untersucht. Dabei zeigte sich, daß von 54 Arbeitern mit erhöhtem Protein 37 Lungenkrebs entwickelen, während von vierzig Arbeitern mit normalem hnRNP A2/B1 lediglich acht erkrankten. Verglichen mit der sonst üblichen Routineuntersuchung des Sputums auf Krebszellen, konnte ein Tumor mit Hilfe dieses Testes dreimal genauer vorhergesagt werden.

Zu ähnlichen Ergebnissen kamen die Forscher in einer zweiten prospektiven Studie. Sie untersuchten das Sputum von Lungenkrebspatienten mit einem hohen Risiko, einen zweiten Lungentumor zu bekommen. Von 15 Patienten mit erhöhtem hnRNP A2/B1 entwickelten zehn einen Lungentumor, während von 25 mit normalem hnRNP A2/B1 lediglich drei Patienten erkrankten. Im Vergleich mit der Routineuntersuchung des Sputums konnte der Vorhersagewert für einen Tumor durch die Bestimmung des hnRNP A2/B1 sogar neunfach verbessert werden.

Grund für diesen besseren Vorhersagewert ist wahrscheinlich, daß hnRNP A2/B1 von Zellen bereits gebildet wird, bevor diese sich kanzerös verändert haben.

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