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Homo heidelbergensis: Fürsorge für Behinderte

Schädel
Über die sozialen Strukturen unserer eiszeitlichen Vorfahren ist wenig bekannt. Von Neandertalern etwa weiß man immerhin, dass sie ihre Kranken pflegten und sie beispielsweise vor dem Hungertod bewahrten, indem sie ihnen zerkleinerte Nahrung zubereiteten. Im Norden Spanien sind Forscher nun auf einen weiteren Hinweis auf die Fürsorge für andere gestoßen: In Atapuerca haben sie den mehr als 530.000 Jahre alten Schädel eines Kindes ausgegraben. Aufgrund typischer Deformationen gehen Ana Gracia von der Universidad Carlos III de Madrid und ihre Mitarbeiter davon aus, dass es schwer behindert war.

Trotz dieser Beeinträchtigung ist es dennoch mindestens fünf Jahre alt geworden – und zwar, weil es offenbar die soziale Unterstützung und Pflege der Gruppe erhalten hat.

Vermutlich litt das Kind an einer angeborenen Verformung des Schädels, die heute unter dem Namen Kraniosynostose bekannt ist. Hierbei verknöchern die Schädelnähte vorzeitig – meist bereits vor der Geburt – und verhindern so das natürliche Wachstum. Während sich die Fehlbildung heutzutage operieren lässt, waren früher häufig schwere geistige Behinderungen die Folge. Seinerzeit hatten die Menschen indes nur zwei Möglichkeiten: Die Akzeptanz und Pflege des benachteiligten Nachwuchses oder sein Ausschluss aus der Gruppe.

Das Kind von Atapuerca – vermutlich ein Homo heidelbergensis – hatte Glück: Es überlebte, weil es von seinen Angehörigen gepflegt und versorgt wurde.

Tabea Rueß

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