Direkt zum Inhalt

News: Gefesselte Gene

Genetisch veränderte Sojabohnen und andere Feldfrüchte wachsen schon heute auf vielen Äckern in den USA und anderswo. Weitere gentechnisch manipulierte Planzen sind auf dem Vormarsch. Und seit langem fürchten Umweltschützer, daß eine dieser veränderten Pflanzen ihre neuen Gene auf ihre wilden Verwandten überträgt und so ein 'Superunkraut' erzeugt. Jetzt versuchen Wissenschaftler, diese Befürchtungen wenigstens ein bißchen zu dämpfen: Indem sie die Gene nicht in den Zellkern, sondern in die Chloroplasten einbringen, soll das Risiko einer Übertragung vermindert werden.

Die meisten genetischen Manipulationen finden im Zellkern statt und betreffen jede Zelle der Pflanze, also auch den Pollen. Nun sind viele Feldfrüchte windbestäubt: Sie geben ihre Pollenkörner an den Wind ab, der sie mit sich fortträgt, auf die Narben anderer Pflanzen ablädt und sie damit bestäubt. Da dieser Vorgang nicht sehr direkt ist, findet der Pollen seinen Weg auch in nah verwandte Arten – die auf Äckern als Unkräuter gelten. Um das zu vermeiden, können Forscher statt dessen die Gene der Chloroplasten verändern. Diese Organellen speichern die Energie des Sonnenlichtes in chemischer Form – und man nimmt an, daß sie Pollenkörnern fehlen. Susan Scott und Mike Wilkinson von der University of Reading untersuchten diese Methode, indem sie das Schicksal von Chloroplasten in der Natur verfolgten.

Die Wissenschaftler untersuchten 47 Hybride, bei denen Pollen des Rapses Brassica napus – aus dem Canola-Öl gewonnen wird und den Forscher gerne mit Pestizid- und Herbizidresistenz ausstatten würden – den Verwandten Rübse (Brassica rapa) befruchtet hatte. Keiner der Bastarde enthielt Chloroplasten von B. napus. Umgekehrt kann aber auch B. rapa-Pollen Rapspflanzen befruchten. Um diese Möglichkeit zu überprüfen, untersuchten die Forscher wildlebende Rapspflanzen. Sie stellten fest, daß solche Populationen nach wenigen Generationen aussterben (Nature Biotechnology vom April 1999). "Daß es einige Hybride geben wird, ist fast unvermeidbar", erklärt Wilkinson. "Aber es werden nur wenige sein und Umweltschäden sind unwahrscheinlich."

Der springende Punkt wird sein, die richtigen Gene dazu zu bringen, auch tatsächlich in den Chloroplasten zu bleiben, meint Dean Chamberlain von der University of North Carolina. Eine höllisch schwierige Aufgabe, die bis jetzt nur bei Tabakpflanzen gelungen sei.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.