News: Gemischtes Doppel
Sein weibliches Gegenstück im Zentrum der Blüte, der Embryosack, kann man ebenfalls als eine eigenständige winzige Pflanze betrachten. Sie besteht im Wesentlichen aus einer großen zentralen Zelle mit zwei Zellkernen – den so genannten Polkernen –, während die eigentliche Eizelle eher unscheinbar am Ende sitzt. Sowohl Pollenschlauch als auch Embryosack haben ihre Reifeteilung hinter sich, sodass sie nur noch über einen einfachen, haploiden Chromosomensatz verfügen.
Sobald der Pollenschlauch den Embryosack erreicht hat, findet eine doppelte Befruchtung statt: Ein Spermakern verschmilzt mit dem Kern der Eizelle und bildet den diploiden Embryo. Gleichzeitig verschmelzen die beiden Polkerne zusammen mit einem zweiten Spermakern, sodass die Zentralzelle dann über einen dreifachen Chromosomensatz verfügt, also triploid wird. Aus ihr entsteht das nährstoffreiche Endosperm, das den jungen Embryo des Samens versorgt. Durch diese doppelte Befruchtung stellt die Pflanze sicher, dass sie das kostbare Nährgewebe nur dann bildet, wenn die Befruchtung erfolgreich war und ein neuer Embryo heranwächst.
Die Nacktsamer (Gymnospermae), zu denen die Nadelhölzer gehören, verzichten dagegen auf eine doppelte Befruchtung. Hier bleibt das Nährgewebe haploid.
Doch wie kam es in der Evolution zur Bildung des triploiden Endosperms der Bedecktsamer? Eine Antwort können hierzu die Seerosengewächse (Nymphaeaceae) liefern – eine Familie, die an der Basis der Angiospermen steht. Joseph Williams und William Friedman von der University of Colorado schauten sich hierbei den Vertreter Nuphar polysepalum näher an. Mit Hilfe von Fluoreszenzmikroskopie konnten sie den DNA-Gehalt des Embryos und des Endosperms vermessen. Und dabei zeigte sich, dass das Endosperm nicht triploid, sondern nur diploid ist.
Damit scheint Nuphar polysepalum ein "lebendes Fossil" im Übergang zwischen Gymnospermen und Angiospermen zu sein. Die Teichrose führt zwar schon eine doppelte Befruchtung durch, die weiblichen Polkerne verschmelzen dabei jedoch nicht.
Die Frage nach dem Ursprung des Endosperm ist wichtiger, als es zunächst scheint. Denn schließlich stellt es, verpackt in den Früchten von Mais, Reis, Weizen und anderen Getreidearten, die Haupternährungsquelle der Weltbevölkerung sowie ihrer Haustiere dar. "Jede Zivilisation", betont Williams, "beruht auf dem triploiden Endosperm."
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