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Gletscherschmelze: Grönlands Eis schwankte stärker

Der Eisschild im Innern von Grönland galt als recht stabil: Doch neue Daten stellen das nun in Frage. War Grönlands Zentrum im Pleistozän eisfrei?
Grönland

Bisher galt der bis zu drei Kilometer dicke grönländische Eisschild als vergleichsweise stabil. Die Klimaschwankungen der letzten Millionen Jahre hätten den Eispanzer nicht wesentlich berührt. Ein unerwarteter Fund im Gestein unter mehr als drei Kilometern Eis stellt diese Interpretation jedoch in Frage. Wie eine Arbeitsgruppe um Jörg M. Schäfer von der Columbia University in New York berichtet, erreichte irgendwann in den letzten zweieinhalb Millionen Jahren kosmische Strahlung die obersten Schichten des grönländischen Grundgesteins und erzeugte dort radioaktive Isotope. Demnach muss das Gestein für geraume Zeit praktisch eisfrei gewesen sein – und zwar im Zentrum der Insel, dort, wo die Eiskappe heute am dicksten ist. Modelle weisen darauf hin, dass mehr als 90 Prozent der Eiskappe abschmelzen müssten, um diese Region frei zu legen.

Die Daten stammen aus Eis- und Gesteinskernen des Bohrprojekts GISP2 im Zentrum des Eisschilds, bei dem US-Forscher durch drei Kilometer Eis und anderthalb Meter in das Grundgestein hineinbohrten. Noch ist allerdings unklar, was die Daten wirklich bedeuten – ob der Bohrkern tatsächlich auf lokales Grundgestein traf oder ob vom Eis transportierte Gerölle die Daten verfälschen. Die Mehrzahl der Modelle von Grönlands Klimageschichte zeigt jedenfalls selbst in ausgeprägten Warmzeiten nur moderate Veränderungen beim Eisvolumen an.

In die gleiche Richtung deutet auch eine aktuelle Isotopenanalyse in den Sedimenten vor der grönländischen Ostküste: Demnach lag das Gestein, das die dortigen Abtragungsmassen hervorbrachte, in den letzten siebeneinhalb Millionen Jahren unter ewigem Eis. Die beiden voneinander abweichenden Analysen müssen sich nicht zwangsläufig widersprechen: Das Grundgestein der GISP2-Bohrung liegt nicht allzu weit oberhalb des Meeresspiegels. Den Großteil der ostantarktischen Küste dagegen nimmt ein bis zu 1900 Meter hohes Plateau ein. Das wäre womöglich auch dann von Gletschern bedeckt, wenn der Rest der Eiskappe längst verschwunden ist. Doch ob und wann das passiert, ist nach wie vor völlig offen.

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