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News: Guinness-Glas mit Abtrieb

So manchem Guinness-Trinker wird man schon vorgeworfen haben, er habe zu tief ins Glas geschaut, wenn er behauptete, die Gas-Bläschen in seinem Bier sinken nach unten. Da sitzen sie im Pub, starren in ihre Gläser und behaupten solchen Unsinn - wo doch jeder weiß, daß der Auftrieb den Bläschen die Richtung weist! Doch die Liebhaber des feinen, dunklen Bieres aus Irland lassen sich nicht beirren, und nun sind ihnen einige Wissenschaftler zu Hilfe gekommen: Ein Zusammenspiel von Gas-Bläschen ganz bestimmter Größe und der erhöhten Viskosität des Bieres bewirken, daß tatsächlich einige Gas-Blasen nach unten sinken.
Bewegen sich die Gas-Bläschen in einem Guinness nun nach oben oder unten? Ganze Legionen von Guinness-Trinkern schwören, sie sinken nach unten. Physiker hingegen sagen: Das ist unmöglich, der höhere Auftrieb des Gases läßt sie nach oben steigen. Clive Fletcher und seine Kollegen von der University of New South Wales in Sydney, Australien, rückten dem Problem mit einem Computer-Programm für Strömungs-Dynamik auf den Leib. Ihr Ergebnis gab beiden recht: Sie fanden heraus, daß die meisten Bläschen nach oben steigen. – Die meisten, aber nicht alle – einige sinken tatsächlich nach unten.

Der Schlüssel zur Lösung ist die jeweilige Größe der Gas-Bläschen und die Viskosität des Guinness. Das Bier ist wie Blut dicker als Wasser, so Fletcher. Die Daten, welche die Wissenschaftler von der Arthur Guinness & Sons Gesellschaft in Irland erhielten, zeigten, daß die Bläschen in einem frisch gezapften Bier einen Durchmesser von 0,05 bis 1 Millimeter haben. Zunächst steigen sie alle nach oben und reißen die viskose Flüssigkeit mit sich. Doch die Bläschen, welche sich am Rand des Glases befinden, werden durch die Grenzflächen-Spannung zwischen Flüssigkeit und Glas gebremst. Nach Fletchers Modell hat das zur Folge, daß die Flüssigkeit in der Mitte des Glases an den Rand strömt und dort nach unten sinkt. Dabei reißt sie nun ihrerseits die kleinsten Gas-Bläschen mit dem geringsten Auftrieb mit sich.

"Obwohl das so eine einfache Sache ist, spielen verschiedenste physikalische Vorgänge eine Rolle", sagt Keith Hanna von Fluent, einer Software-Firma für Strömungsdynamik aus Illinois. Er meint, dieser Effekt sei nur in Pint-Gläsern zu beobachten, die sich nach oben verjüngen, da in geraden Gläsern die Strömungsverhältnisse anders seien. Man sollte eine Versuchsreihe starten: Der Pub als Stätte für strömungsphysikalische Beobachtungen. Aber nicht vergessen, auf das richtige Glas kommt es an – und auf das Bier natürlich.

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