Klimasensitivität: Heißeres Klima ist empfindlicher
Ein bisher meist vernachlässigter Effekt könnte dazu führen, dass das Ausmaß der zukünftigen Erderwärmung unterschätzt wird, spekulieren Fachleute von der Universität Kopenhagen. Die Arbeitsgruppe um den Klimaforscher Gary Shaffer untersuchte, wie stark sich zusätzliches Treibhausgas während einer als PETM (Paläozän/Eozän-Temperaturmaximum) bezeichneten Hitzephase vor 56 Millionen Jahre auf die globalen Temperaturen auswirkte. Demnach war diese so genannte Klimasensitivität während jener Warmzeit deutlich höher. Damals gelangte ähnlich viel Kohlendioxid in die Atmosphäre, wie die Menschheit heute in Form fossiler Reserven zur Verfügung hat. Bestätigt sich die Analyse, könnte das auch auf unsere Zeit übertragbar sein – die menschengemachte Erderwärmung würde sich selbst befeuern: Je wärmer es wird, desto stärker heizt zusätzliches Treibhausgas den Planeten.
Als Klimasensitivität bezeichnet man gemeinhin den Betrag, um den die globale Temperatur steigt, wenn sich der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre verdoppelt. Der genaue Wert ist sehr umstritten, denn von ihm hängt ab, wie stark und wie schnell Treibhausgasemissionen gesenkt werden müssen, um die angepeilten Höchsttemperaturen nicht zu überschreiten. Nicht zuletzt ist die Klimasensitivität kein fester Wert, sondern hängt vom Zustand des Klimasystems ab. Eine Studie aus dem Jahr 2013 fand in Computersimulationen bereits Indizien dafür, dass höhere Temperaturen das Klima empfindlicher für Treibhausgase machen.
Shaffer und sein Team befassten sich nun spezifisch mit dem PETM, das insgesamt etwa 15 Grad wärmer war als das Klima heute. Dazu glichen sie eigene Computersimulationen mit paläoklimatischen Daten ab. Sie kommen zu dem Schluss, dass die Klimasensitivität während des PETM rund zwei Drittel höher war: etwa fünf Grad bei Verdoppelung statt drei Grad, dem heute wahrscheinlichen Wert.
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