Planetenforschung: Höllisch kalt auf der Venus
Die Venus wird gerne als Höllenplanet bezeichnet, denn die dortigen Bedingungen sind mehr als unwirtlich. Die Atmosphäre besteht zu mehr als 96 Prozent aus Kohlendioxid und ist 90-mal dichter als die Erdatmosphäre. Auf der Planetenoberfläche herrschen durchschnittliche Temperaturen von rund 460 Grad Celsius. Doch in einem Teil der Atmosphäre ist es so kalt, dass Kohlendioxid dort zu Eis oder Schnee gefrieren könnte. Das berichtet ein Forscherteam vom Belgischen Institut für Weltraumatmosphären, das Daten der europäischen Raumsonde Venus Express auswertete.
An Bord des Forschungssatelliten im Venusorbit befindet sich ein Spektrometer für infrarote Wellenlängen. Es misst die Atmosphärenzusammensetzung in Höhen von 70 Kilometern bis 170 Kilometern. Ist auch die Dichte der Atmosphäre bekannt, lässt sich aus diesen Werten die Temperatur berechnen. Die Wissenschaftler interessierten sich dabei vor allem für die Tag-Nacht-Grenze, wo der Übergang von der heißen, sonnenbestrahlten Tagseite zur kälteren Nachtseite stattfindet.
Rund 125 Kilometer über der Planetenoberfläche wird es nach ihren Erkenntnissen dort mehr als eisig. Mit einer durchschnittlichen Temperatur von rund minus 175 Grad Celsius existiert dort eine Atmosphärenschicht, die kälter als jede Luftschicht der Erde ist. Es ist also durchaus möglich, dass in dieser Höhenregion das Treibhausgas Kohlendioxid zu Schnee oder Eis gefriert. In diesem Fall könnten die Wolken aus Trockeneis erheblich mehr Licht reflektieren als andere Bereiche in der Atmosphäre. Aber wenngleich Venus Express tatsächlich gelegentliche Regionen mit außergewöhnlicher Helligkeit registriert, könnte auch eine Vielzahl anderer Atmosphäreneffekte dafür verantwortlich sein.
Die kalte Schicht ist zwischen zwei heißen Regionen eingebettet. Sie ist wahrscheinlich das Ergebnis der Wechselwirkungen der unterschiedlichen Atmosphären der Tag- und Nachtseiten der Venus. In einer Höhe von mehr als 125 Kilometern weisen diese sehr unterschiedliche Temperaturprofile auf. Die Tag-Nacht-Grenze stellt eine Übergangsregion dar, in der diese beiden Seiten aufeinandertreffen. Es besteht allerdings noch Klärungsbedarf, da solche ausgeprägten Temperaturschwankungen einzigartig sind: Weder die Erde noch der Mars zeigen ähnliche Phänomene.
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