News: Hörtest für Fledermäuse
Die Wissenschaftler untersuchten das Hörvermögen von Myotis lucifugus, der amerikanischen Schwesterart unserer europäischen Wasserfledermaus. Fledermäuse modulieren aktiv die Geschwindigkeit, mit der sie ihre Ultraschallsignale aussenden. So können sie die Lautstärke der Antwort, die proportional zur Körpergröße des Zielobjektes ist, optimal einstellen. Damit können sie die Größe ihrer möglichen Beute genauer erfassen und auch besser unterscheiden.
Die Forscher spielten den Fledermäusen Nachahmungen von Ultraschallsignalen vor, wie sie von den flatternden Flügeln ihrer bevorzugten Beuteinsekten erzeugt werden. Am besten erkannten die Tiere die Signale, wenn sie diese in einer schnellen Folge hintereinander hörten – und nicht etwa bei langsamen und gut voneinander abgesetzten Aufnahmen. Feng hat dafür auch eine Erklärung: "In der realen Welt tritt Schall selten isoliert auf. Schall kommt normalerweise in einem kontinuierlichen Strom vor. Er ist nie einfach." Und darauf sollte das Gehirn auch am besten reagieren können.
Die Untersuchungen konzentrierten sich auf Nervenzellen im inneren Colliculus, einer Region im Mittelhirn der Fledermäuse, wo viele Höreindrücke ankommen und verarbeitet werden. Von dort aus werden die Informationen in die höheren Gehirnzentren des Hörsinns transportiert. Doch das ist nicht alles. Die Informationen werden auch wieder 'abwärts' geleitet, wo sie indirekt die Gehörempfindlichkeit steuern, der man bisher nur eine passive Rolle eingeräumt hat.
"Wir bekommen die Vorstellung, dass der Hörsinn dynamisch und unter aktiver Kontrolle ist", meint Feng. "Mit dieser neuen Verknüpfung gehen wir nicht mehr länger davon aus, dass es passiv oder statisch ist."
Die neuen Erkenntnisse sind grundlegend, meint Feng. Wenn Wissenschaftler die dafür verantwortlichen zellulären Mechanismen aufdecken, könnten diese dazu beitragen, in Zukunft bessere Hörhilfen zu konstruieren.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 30.7.1999
"Anrüchige Werbung"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 30.4.1999
"Akustische Katzenaugen"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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