News: Humor ist, wenn man trotzdem lacht
An 42 Personen im Alter zwischen 18 und 70 Jahren untersuchte Shammi die Reaktionen auf geschriebene, gesprochene und Bilderwitze. Die Hälfte der Teilnehmer hatte Hirnschäden – eine einzelne Läsion –, die durch einen Schlaganfall, einen Tumor oder einen operativen Eingriff entstanden waren. Als Vergleich diente eine Kontrollgruppe mit ähnlicher Zusammensetzung, aber unbeeinträchtigtem Gehirn.
Es stellte sich heraus, daß Menschen mit Schäden im rechten vorderen Frontallappen die größten Schwierigkeiten hatten, die Witze zu verstehen. Stattdessen bevorzugten sie in den Tests Slapstick – überraschende, aber meist unlogische Fortsetzungen der Handlung.
Zur Verdeutlichung hier eine Beispielaufgabe, bei welcher das lustigste Ende des Witzes ausgewählt werden sollte:
Ein junger Mann hat ein Vorstellungsgespräch für einen Ferienjob.
"Zunächst bekommst Du fünfzig Dollar pro Woche", sagt der Chef. "Nach einem Monat erhältst Du dann 75 Dollar in der Woche."
Zur Auswahl standen:
A. "Oh, ich hätte den Job gerne. Wann kann ich anfangen?"
(Logische Antwort ohne Witz.)
B. "Toll! Dann komme ich in einem Monat wieder."
(Richtige Wahl und Originalende des Witzes.)
C. "He Chef! Ihre Nase ist zu groß für Ihr Gesicht!"
(Slapstick, bevorzugte Wahl von Menschen mit Schäden im rechten Frontallappen.)
Die Ergebnisse der Versuche gehen über reine Humor-Forschung hinaus. Früher wurde der rechte Frontallappen als eine "stille" Hirnregion angesehen, die ohne Bedeutung für höhere kognitive Funktionen sein sollte. "Durch Studien wie diese haben wir Anzeichen dafür, daß die Frontalregion bei höheren kognitiven Aufgaben wie Humor, Emotionen und Persönlichkeit eine wichtige Rolle spielt", sagt Stuss. "Sie bekommt Informationen von fast überall im Gehirn und integriert verschiedene Typen von Information."
Die Fähigkeit, Humor zu verstehen und produzieren, verlangt die konzertierte Funktion mehrerer kognitiver Prozesse: ein Arbeitsgedächtnis, das während der Manipulation einer Information Teile davon im Bewußtsein behält, eine kognitive Verschiebung, die uns eine Situation auf neue Art oder aus einer neuen Perspektive betrachten läßt, und abstraktes Denken.
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
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