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Roter Planet: Jährlich treffen rund 200 Asteroiden den Mars

Junge Einschlagkrater auf dem Mars

Ein Kraterstreufeld auf dem Mars | Auf den Bildern oben, die mit der Weitwinkelkamera der Marssonde Reconnaissance Orbiter entstanden, lässt sich auf dem rechten Teilbild ein dunkler Fleck erkennen, der auf dem linken Teilbild fehlt. Das linke Bild wurde im August 2010 abgelichtet, das rechte im April 2011. Im großen Detailbild unten, welches die hochauflösende Kamera HiRISE aufnahm, entpuppt sich der Fleck als ein Streufeld aus kleinen Einschlagkratern, die von dunklen Auswurfmassen umgeben sind.
Schon seit mehr als 40 Jahren wird die Oberfläche des roten Planeten Mars mit Hilfe von Raumsnden erkundet. Nun machte sich ein Forscherteam um Ingrid J. Daubar von der University of Arizona in Tucson daran, Bilder der Marsoberfläche, die im Abstand von mehreren Jahren entstanden, zu vergleichen. Dabei hielten sie nach neu entstandenen Einschlagkratern Ausschau. Insgesamt konnten die Planetologen 248 Einschlagkrater identifizieren, die innerhalb der letzten zehn Jahre auf dem Roten Planeten entstanden waren. Dazu verglichen sie unter anderem Aufnahmen der Raumsonden Mars Global Surveyor und Mars Reconnaissance Orbiter.

Die Forscher achteten in besonders staubreichen Regionen des Mars auf dunkle Flecken, die auf älteren Aufnahmen nicht zu sehen waren. Dabei gingen sie von der Beobachtung aus, dass sich unter einer dünnen Schicht des rötlichen Marsstaubs dunkle Staubschichten befinden. Diese werden durch einen Einschlag freigelegt und erscheinen dann dunkel. Für die Untersuchungen verwendeten sie jeweils Aufnahmen der Weitwinkelkameras der beiden Sonden, die große Gebiete auf dem Planeten erfassen. Waren sie darin auf einen verdächtigen Fleck gestoßen, so richteten sie daraufhin die hochauflösende Kamera HiRISE vom Reconnaissance Orbiter auf die entsprechende Region. Diese hat zwar ein sehr kleines Blickfeld, kann dafür aber Objekte mit einem Durchmesser von nur etwa einem halben Meter nachweisen. Tatsächlich spürten sie damit 248 frische Einschlagkrater auf, von denen die kleinsten nur etwa 80 Zentimeter groß waren, wären die größten immerhin Durchmesser von 50 Metern erreichen.

Die für die Krater verantwortlichen Himmelskörper sind im Mittel zwischen ein und zwei Meter groß und werden durch die sehr dünne Atmosphäre des Roten Planeten kaum abgebremst. Sie schlagen mit großer Wucht auf dem Mars auf und erzeugen dabei Krater. Manchmal brechen die Objekt in der Marsatmosphäre auseinander und erzeugen ein kleines Streufeld aus vielen kleineren Kratern. Auf der Erde hingegen werden Meteoriten dieser Größe in der wesentlich dichteren Lufthülle stark abgebremst und verglühen durch die Reibung zum größten Teil. Eventuelle Überreste stürzen dann nur mit Fallgeschwindigkeit auf die Erdoberfläche und erzeugen dabei keine Krater. Der Kleinasteroid, der am 15. Februar 2013 hoch über der russischen Stadt Tscheljabinsk auseinderbrach, wies etwa den zehnfachen Durchmesser der Objekte auf, die im Mittel die neuen Marskrater schlugen.

16 junge Einschlagkrater auf dem Mars | Diese 16 Beispiele von neu enstandenen Kratern auf dem Mars verdeutlichen die Vielfalt der Einschlagprozesse. Während bei manchen Einschlägen nur ein Krater entsteht, erzeugen manche Meteorite ganze Streufelder kleiner Krater, da sie beim Eintritt in die Marsatmosphäre auseinanderbrechen. Der Maßstab gibt jeweils eine Länge von 50 Metern an.

Aus den beobachteten Einschlägen und ihrer Verteilung auf der Oberfläche leiten Daubar und ihre Koautoren eine Einschlagrate für den Mars ab. Sie berechneten, dass pro Jahr etwa 200 Krater mit einem Durchmesser von etwa vier Metern auf dem Roten Planeten entstehen. Diese Entstehungsrate ist etwa um einen Faktor drei bis fünf niedriger als die bislang für den Roten Planeten verwendeten Annahmen. Dies hat Folgen für die Planetenforscher, die mittels der Zählung kleiner Einschlagkrater das Alter der Oberfläche einer Marsregion bestimmen wollen. Dabei gilt das Prinzip, je mehr Krater in einem bestimmten Größenbereich in einem gegebenen Gebiet zu finden sind, desto älter ist es. Nun müssen sie die neuen Entstehungsraten bei ihren Datierungen berücksichtigen.

  • Quellen
Originalarbeit: Icarus 225, S. 506 – 516, 2013

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