News: Kamikaze-Gen außer Gefecht
In einer Studie unter Leitung von Adi Kimchi, Professorin am Molecular Genetics Department des Weizman Instituts wurden nun neue Beweise für diese Theorie gefunden (Nature vom 13. November 1997). Die Wissenschaftler zeigten, daß durch ein Selbstmord-Gen namens DAP-Kinase die Bildung von Metastasen verhindert werden kann. Daraus kann nach ihrer Meinung geschlossen werden, daß durch eine fehlende oder eingeschränkte Funktionsfähigkeit dieses Gens die Metastasenbildung hervorgerufen wird.
In unseren Experimenten haben wir herausgefunden, daß das Einbringen einer funktionsfähigen Kopie des DAP-Kinase-Gens in Metastase-Zellen die Fähigkeit dieser Zellen wiederherstellt, sich falls notwendig selbst zu vernichten, sagt Adi Kimchi. Unabhängig davon ist es aber wichtig, daran zu denken, daß dieses Gen nur einen Faktor darstellt, der die Entwicklung von Metastasen beeinflußt. Es ist noch viel Forschungsarbeit notwendig, bevor wir diesen lebensbedrohenden Prozeß auf molekularem Wege stoppen können.
Das DAP-Kinase-Gen wurde vor zwei Jahren von Kimchis Arbeitsgruppe entdeckt und isoliert. Es war bekannt dafür, in den Zell-Selbstmord – auch programmierter Zelltod oder Apoptosis genannt – involviert zu sein. Dieser Zelltod ist für die Erneuerung und Veränderung von Geweben notwendig. Wenn die betreffenden Zellen nicht absterben, zum Beispiel aufgrund einer Fehlfunktion des DAP-Kinase-Gens, kann dies zu ungewollter Zellvermehrung und zu Krebstumoren führen.
Adi Kimchi vermutet, daß die DAP-Kinase nicht nur bei der Entwicklung des primären Tumors eine Rolle spielt. Ihrer Meinung nach könnte ein Fehlen oder eine Funktionsstörung der DAP-Kinase außerdem Krebszellen zur Bildung von Metastasen veranlassen.
Die Wissenschaftler fanden heraus, daß in Metastasen das DAP-Kinase-Gen tatsächlich nicht funktioniert. Um ihre Hypothese weiter zu überprüfen, wurden Zellen aus Metastasen von Mäusen entnommen. In diese Zellen brachten sie das funktionsfähige DAP-Kinase-Gen ein und pflanzten sie dann wieder in die Labortiere zurück. Daraufhin stellten diese Zellen die molekularen Tätigkeiten ein, von denen angenommen wird, daß sie zu Metastasenbildung führen könnten.
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