News: Kartierung im Gehirn
Um die "Landkarte" der reach-Region zu komplettieren, brachte die Gruppe zunächst den Makaken bei, aufleuchtende grüne Knöpfe zu drücken. Dann implantierten die Wissenschaftler den Tieren Elektroden um zu bestimmen, welche Zellen aktiv wurden, wenn die Affen Knöpfe an den verschiedenen Stellen einer Konsole berührten. Obgleich die reach-Region Millionen Nervenzellen enthält, konnten die Wissenschaftler dennoch 62 Zellcluster identifizieren, von denen jedes ein bestimmtes räumliches Gebiet repräsentierte. Die relative Stärke der Nervenaktivität in diesen Clustern gestattet es dem Gehirn, die Gliedmaßen mit großer Genauigkeit auszurichten.
Jetzt plant das Team, die neue "Landkarte" der reach-Region zu verwenden, um ein elektronisches Implantat zu entwickeln, mit dessen Hilfe Bewegungen überall dorthin zu lenken sind, wohin der Affe greifen will. Das Implantat wird zunächst aus einer Anordnung von ungefähr 25 Drähten bestehen, wobei jeder Draht in einen unterschiedlichen Cluster der reach-Region implantiert wird. Die Drähte senden dann Signale an einen Computerchip, der unterhalb der Schädeldecke eingepflanzt wird. Der Chip wiederum wird die Nervenimpulse in Radiosignale umwandeln, die einen prothetischen Roboterarm antreiben. Die Wissenschaftler hoffen, für gelähmte Menschen letztendlich ein System zu entwickeln, das die Signale vom Hirn an dem geschädigten Rückenmark vorbei direkt zu den Muskeln transportiert.
Die Ergebnisse Andersens werden von anderen Experten durchaus anerkannt. Die Arbeit "war sehr bedeutend bei der Entschlüsselung der Art, wie das Gehirn den Raum repräsentiert", sagt der Neurowissenschaftler Charles Gilbert von der Rockefeller University in New York City. Doch obgleich die Idee einer hirngesteuerten Prothese "äußerst faszinierend" ist, bemerkt Gilbert, daß dem Konzept "eindeutig noch ein langer Weg bevorsteht."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 24.10.1997
"Wie wir räumlich sehen"
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