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News: Kitzelige Fragen

Nur ein kleiner Mückenstich kann uns fast in den Wahnsinn treiben: Immer wieder kratzen wir, um das lästige Jucken zu unterdrücken - auch dann noch, wenn es schon weh tut. Der Körper nimmt den Unterschied offenbar sehr genau. Er sendet seine Signale für Schmerz und Juckreiz über verschiedene Nervenzellen. Und das von der ersten Sinneszelle bis ins Gehirn.
Wenn wir Kälte oder Hitze, Schmerz oder eine leichte Berührung empfinden, dann hat das auslösende Signal schon eine weite Reise hinter sich. Sie begann in den Sinneszellen des peripheren Nervensystems, welches das zentrale Nervensystem mit allen Körperteilen verbindet. Von dort gelangen die Informationen über das Rückenmark bis in die zuständigen Regionen des Gehirns, die sie verarbeiten.

Wie sich die Signale bei den drei Empfindungstypen Schmerz, Temperatur und Berührung fortpflanzen, konnten Wissenschaftler bereits sehr gründlich aufklären. Aber über eine Sache rätselten sie seit Jahrzehnten: Den Juckreiz, der häufig zusammen mit Schmerz auftritt. So hinterlässt Kratzen, das Nervenzellen für Schmerz aktiviert, meist auch ein Kitzeln. Vor einigen Jahren entdeckten Forscher zwar Zellen im peripheren Nervensystem, die speziell auf juckende Reize reagieren, wie es von dort weiterging, blieb aber unklar: Sie konnten weder im Rückenmark noch im Gehirn Nervenzellen finden, die Signale von Juckreiz weiterleiten. Einige Wissenschaftler vermuteten daher, dass der Körper Jucken als eine Art Schmerz betrachtet und diese Signalwege benutzt.

David Andrew und Arthur Craig vom Barrow Neurological Institute in Phoenix sind den versteckten Pfaden nun bei Katzen auf die Spur gekommen. Sie untersuchten Nervenbahnen der so genannten Lamina I, welche das Rückenmark mit dem Thalamus verbindet, der die Informationen verarbeitet. Die Forscher stimulierten zunächst diese Gehirnregion und identifizierten so 190 einzelne Nervenzellen in dieser Bahn. Dann reizten sie die peripheren Nervenzellen, deren Signale in die Lamina I münden. Damit konnten sie diejenigen Zellen ausschließen, die auf Schmerz, Wärme, Kälte oder Berührung antworten. Von den verbleibenden 17 Neuronen reagierten schließlich zehn auf ein Juckreiz auslösendes Histamin (Nature Neuroscience vom Januar 2001).

Vielleicht können diese Ergebnisse eines Tages dazu beitragen, die Beschwerden von Menschen zu lindern, die häufiger Juckreiz plagt – sei es durch Neurodermitis, Leberstörungen oder AIDS, meint Martin Schmelz vom Institut für Physiologie der Universität Erlangen. "Es gibt viele Krankheiten, bei denen Juckreiz sehr ausgeprägt ist", erklärt er. "Und wenn man nichts darüber weiß, ist es sehr schwierig, das zu behandeln."

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