Klimaschutz: Weiße Städte kompensieren Kohlendioxidemissionen
Viele Griechen, Spanier oder Italiener wissen, warum sie ihre Häuser weiß tünchen: Die hellen Mauern reflektieren die Sonnenstrahlung und heizen sich kaum auf. Würde man dieses Prinzip flächendeckend in allen Millionenmetropolen der Nordhalbkugel anwenden, könnte man der lokalen wie globalen Aufheizung gut entgegenwirken, meinen Surabi Menon vom Lawrence Berkeley National Laboratory und seine Kollegen – noch beruht ihre Annahme allerdings auf Klimamodellen.
Nach ihren Berechnungen ließe sich durch eine künstlich erhöhte Albedo (der Anteil der Sonneneinstrahlung, der wieder zurückgespiegelt wird) den wegen der Erderwärmung steigenden Temperaturen gut entgegenwirken. Schon bei einer Albedo von durchschnittlich 25 Prozent auf Hausdächern und 15 Prozent auf Straßenbelägen – schwarze Oberflächen haben eine Albedo von 0 Prozent, weiße von annähernd 100 – könnten die städtischen Durchschnittstemperaturen um 0,4 bis 1,1 Grad Celsius sinken. Weil sich dadurch Häuser und deren Umgebung zugleich weniger stark aufheizen, ließe sich auch als positiver Nebeneffekt der Stromverbrauch für Klimaanlagen reduzieren.
Das Aufhellen würde laut Berechnungen den klimatischen Effekt von 57 Milliarden Tonnen Kohlendioxid kompensieren – doppelt so viel, wie weltweit im Jahr 2006 von der Menschheit emittiert wurde: 31 Milliarden Tonnen entfielen dabei auf Hausdächer, der Rest auf die Straßenbeläge. Auch wenn Weiß das Maß aller Dinge wäre, gestehen die Forscher ein, dass dies nicht global durchsetzbar wäre. Statt auf dunkle Dachbedeckungen sollte jedoch zukünftig auf "kühlere" Farben gesetzt werden, die eine höhere Albedo haben. Der Effekt gleicht zudem nicht dauerhaft die steigenden Emissionen aus. "Diese Kompensation ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein – verglichen mit dem, was wir eigentlich einsparen müssten", meint Hashem Akbari, der ebenfalls am Lawrence Berkeley National Laboratory arbeitet.
Städte gelten prinzipiell als Hitzeinseln in der Landschaft, weil sie viele dunkle und versiegelte Areale aufweisen, die Sonnenstrahlung in Wärme umwandeln und speichern: In manchen Metropolen bedecken Dächer und Asphalt 50 bis 65 Prozent der Fläche. Mangels ausreichender Grünflächen oder allgemeiner Vegetation kann Verdunstungskälte der Aufheizung nur wenig entgegenwirken. Der Effekt macht sich vor allem nachts bemerkbar, wenn sich das Umland stärker abkühlt als die Zentren, deren Bebauung nun die Wärme gleichmäßig wieder abgibt. Der Unterschied zwischen Stadt und Land kann dann mehrere Grad Celsius betragen, was die Bewohner entsprechend gesundheitlich belastet. (dl)
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