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News: Kopfnicken verrät Ärger

Menschen, die einen Herzinfarkt erlitten haben, zeigen ein besonderes Bewegungsverhalten ihres Kopfes beim Gespräch. Dies weist darauf hin, daß sie ärgerliche und feindselige Situationen schwerer verarbeiten als Menschen ohne Herzerkrankung.
Zu diesem Ergebnis kommt Dr. Ingolf Otto in einer Studie am Institut und der Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Universität zu Köln, in der er die zwischenmenschliche Kommunikation von Herzpatienten untersucht hat. In einer Unterhaltung zweier Menschen ist die Sprache nur eines von vielen Kommunikationsmitteln. Die Gesprächspartner teilen sich ebenso durch ihre Körperhaltung, Mimik, einem gelegentlichen "Mhm" und vielfältigen Körperbewegungen mit. Diese Ausdrucksmittel sollen wie in der gesprochenen Sprache aber nicht hauptsächlich zeigen, wie sich die betreffende Person fühlt, sondern einen gewünschten Eindruck an den Gesprächspartner vermitteln. Auch die Bewegung des Kopfes ist Teil dieser nonverbalen Kommunikation.

In Interviews wurden Herzpatienten und Menschen ohne Herzerkrankung durch provozierende Fragen und ein schnelles Fragetempo unter Druck gesetzt, um eine Reaktion des Ärgers und der Feindseligkeit hervorzurufen. Ihre Kopfbewegungen wurden auf Video aufgenommen und anschließend ausgewertet.

Es zeigte sich, daß die Infarktgruppe deutlich spezifischer reagierte. Die Herzinfarktpatienten wendeten sich im Verlauf des Gesprächs zunehmend vom Versuchsleiter ab, was auf ein verschlechtertes Klima zwischen dem Interviewer und dem Interviewten hinweist. Zudem hielten sie den Kopf häufiger gesenkt als Personen der Vergleichsgruppe. Die bei Herzinfarktpatienten oft zu beobachtende nickende Kopfbewegung wurde ebenfalls festgestellt. Dies kann nach Auffassung von Dr. Otto als Versuch ausgelegt werden, das Klima zu verbessern und die Aufmerksamkeit des Versuchsleiters zu behalten. Gleichzeitig stieg bei der Gruppe der Herzinfarktpatienten der Blutdruck an.

Während aber Bluthochdruck und Cholesterinspiegel sowie die Auswirkungen von Rauchen, falscher Ernährung und Bewegungsmangel als Risikofaktoren für den Herzinfarkt klar erfaßbar sind, lassen sich seelische Belastungen sehr schwer messen. Kritische Lebenserfahrungen wie der Verlust eines Ehepartners oder berufliche Schwierigkeiten werden von verschiedenen Menschen ganz unterschiedlich verarbeitet. In der Studie ergab sich in Fragebögen, die sich mit der Zufriedenheit mit den jeweiligen Lebensumständen befaßten, kein Unterschied zwischen Infarktpatienten und gesunden Menschen. Dagegen konnten die unterschiedlichen Auswirkungen von ärgerlichen Situationen anhand der Kopfbewegungen erfaßt werden.

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