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News: Krebsdiagnose leicht gemacht

Der Nachweis einer Reihe bestimmter Krebstypen könnte in Zukunft sehr viel einfacher und patientenfreundlicher ablaufen. Wie amerikanische Wissenschaftler zeigen konnten lassen sich verschiedene Tumoren anhand spezifischer Mutationen des genetischen Material von Mitochondrien nachweisen. Dabei liefern Zellreste aus Körperflüssigkeiten wie Speichel oder Urin genug Ausgangsmaterial für die Analyse. Dies könnte den Patienten eine Blutabnahme oder einen chirurgischen Eingriff ersparen.
Die aussagekräftigen Mutationen stecken in Mitochondrien, den für die Zellatmung zuständigen Organellen, die alle mehrere Kopien eines eigenen Minigenoms besitzen. Wie auch in der Kern-DNA können sich in der mitochondrialen DNA (mtDNA) Veränderungen der Erbinformation anreichern. Vor drei Jahren fanden Wissenschaftler in der mtDNA von Darmtumorzellen eine Reihe spezifischer Mutationen. Obwohl deren Ursachen und Rolle in der Krebsentstehung noch nicht geklärt sind, haben sie den Genetiker David Sidransky und seine Mitarbeiter von der Johns Hopkins University in Baltimore dazu angespornt, nach mtDNA-Mutationen zu suchen, die für andere Krebstypen kennzeichnend sind.

Das Team isolierte Zellen von 46 Patienten mit Blasen-, Kopf-, Hals- oder Lungenkrebs und sequenzierte die enthaltene mtDNA. Beim Vergleich der Basenfolgen mit denen von Blutzellen und gesundem Gewebe derselben Patienten fanden sie 39 für die Tumorzellen spezifische Mutationen (Science vom 17. März 2000). Da Zellreste aus der Blase auch im Urin auftauchen, kamen die Forscher auf den Gedanken, auch dort nach den mtDNA-Mutationen zu suchen. Ebenso könnten die für den Kopftumor spezifischen Veränderungen der Erbinformation im Speichel und für Lungenkrebs in der Lungenflüssigkeit nachgewiesen werden, vermuteten sie.

Die Analyse der Körperflüssigkeiten ergab, dass in ihnen dieselben charakteristischen Mutationen wie in den Mitochondrien der Tumorgewebe vorhanden waren. Da die Zellorganellen sehr viele Kopien ihres Genoms besitzen, waren die Mutationen auch sehr viel häufiger als Krebs-assoziierte Mutationen in der Kern-DNA und somit auch leichter nachzuweisen. Das neue Verfahren könnte eine nützliche und patientenfreundliche Nachweismethode für Krebs sein und daher eine Bereicherung des ständig wachsenden Pools an Gentest darstellen, meint der Molekularepidemiologe Curtis Harris vom National Cancer Institute in Bethesda, Maryland.

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