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News: Kurz vor dem Ende

Rho Cassiopeiae gehört zu einer besonders seltenen Sternenklasse. Nachdem sich seine Außenhaut kürzlich innerhalb nur weniger Monate um 3000 Grad Celsius abkühlte, dürfte das Ende des Sterns nahe sein.
Rho Cassiopeiae
Es könnte gut sein, dass es Rho Cassiopeiae im Sternbild Kassiopeia schon gar nicht mehr gibt. Denn das Licht des Sterns ist schon 10 000 Jahre unterwegs und zeugt bereits von seinem nahen Tod. Der Stern leuchtet eine halbe Million Mal heller als unsere Sonne und ist deshalb auch mit bloßem Auge gut zu erkennen. Er gehört zu einer besonders seltenen Klasse, den so genannten gelben Superriesen. Nur sieben Sterne dieser Art haben Astronomen bisher in der Milchstraße entdeckt.

Diese gelben Überriesen zeichnen sich durch eine merkwürdige Kombination von Leuchtkraft und Temperatur aus und sind - was die Theorie der Sternentwicklung betrifft - nicht sonderlich stabil. Sie stehen kurz davor, in einer Supernova zu vergehen.

Rho Cassiopeiae hat einen Durchmesser von 4,3 Astronomischen Einheiten (1 AE = Entfernung Sonne-Erde) und ist somit größer als die Bahn des Mars um die Sonne. Schon im Jahr 1900 entdeckten Forscher, dass der Stern zu den so genannten Veränderlichen gehört, seine Leuchtkraft also periodisch schwankt.

Diese Veränderlichkeit zeigte sich auch Forschern um Alex Lobel vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics im amerikanischen Cambridge, die den fernen Stern seit 1993 kontinuierlich beobachten. Und wie erwartet, zeigen die Daten des William Herschel Telescope auf La Palma ein ziemlich regelmäßiges Auf und Ab der Temperaturen um einige hundert Grad Celsius.

Bis der Stern im Laufe des Jahres 2000 plötzlich und innerhalb von nur wenigen Monaten an seiner Oberfläche um ganze 3000 Grad Celsius, von 7000 auf nur noch 4000 Grad Celsius, abkühlte. Zugleich registrierten die Instrumente in seiner nach außen strebenden Atmosphäre einen kräftigen Anstieg von Titanoxid.

Offensichtlich waren die Forscher Zeugen geworden, wie Rho Cassiopeiae in einer "kleineren" Explosion seine äußere Hülle - dem Äquivalent von 10 000 Erdmassen - ins All schleuderte. Und obwohl es sich dabei um eine "ganz normale" Sterneneruption handelte - wie sie in ähnlicher aber weniger heftigen Form auch auf der Sonne vorkommen -, hat man noch nie einen Stern soviel Material wegsprengen sehen.

Seither beobachten die Astronomen, wie sich die Atmosphäre von Rho Cassiopeiae erneut zusammenzieht - ähnlich wie vor dem Ereignis von 2000. Die Forscher gehen davon aus, dass die Fusionsbrennstoffe in seinem Inneren beinahe aufgebraucht sind und nun das endgültige Ende des Sterns, die Supernova, unmittelbar bevorsteht.

In Wahrheit ist dies wohl längst geschehen, und vermutlich ist Rho Cassiopeiae ein Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch. Alex Lobel und seine Kollegen hoffen nun, dass sie noch Zeugen sein dürfen, wenn der letzte Lichtblitz von Rho Cassiopeiae die Erde erreicht - und dann selbst Galaxien mit hunderten Milliarden Sternen überstrahlt.

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