News: Lähmende Wirkung?
Die Ursachen der Krankheit sind noch nicht vollständig bekannt. Manche, aber nicht alle Betroffenen weisen einen genetischen Defekt auf. Seit einiger Zeit diskutieren Forscher unter anderem auch Viren – HIV oder Verwandte des Poliovirus – als mögliche Auslöser, doch nachweisen konnten sie das bisher nicht.
Antoine Moulignier und ihre Kollegen von der Fondation Rothschild in Paris sind nun aber tatsächlich auf einen Zusammenhang zwischen HIV und ALS gestoßen [1]. Sie werteten die Krankenakten von 1700 Patienten aus, die entweder wegen einer HIV-Infektion oder neurologischen Symptomen zwischen 1987 und 2000 in der Klinik behandelt wurden. Dabei entdeckten sie sechs HIV-Infizierte, die gleichzeitig die typischen Symptome von ALS zeigten. Im Vergleich zur normalen Bevölkerung betrug die Häufigkeit in dieser Gruppe damit das 27-fache.
Allerdings zeigte die Krankheit hier eine neue Verlaufsform: Sie trat schon bei jüngeren Patienten auf und entwickelte sich wesentlich schneller – innerhalb von Wochen oder Monaten anstatt von Jahren. Doch es gab auch einen Hoffnungsschimmer, denn während ALS normalerweise nicht zu heilen ist, gingen bei zwei Betroffenen die Symptome zurück, nachdem sie mit Medikamenten gegen die HI-Viren behandelt wurden.
Von einem solchen Erfolg berichtet auch Daniel MacGowan vom Beth Israel Medical Center in New York [2]. Eine 32-jährige HIV-infizierte Frau zeigte ebenfalls ALS-Symptome, als sie jedoch ein Jahr lang Mittel gegen die Retroviren nahm, erholte sie sich auch von den neurologischen Störungen und blieb noch mehrere Jahre lang beschwerdefrei.
Lewis Rowland von der Columbia University beschreibt die Ergebnisse als "durchaus revolutionär", da die Erkrankung als unheilbar galt. Forscher sollten nun an weiteren Patienten überprüfen, ob eine HIV-Infektion tatsächlich das Risiko für ALS-artige Symptome erhöht. "Und es erhebt sich wieder die Frage, ob ALS selbst durch irgendeine andere anhaltende Vireninfektion ausgelöst wird", schließt er.
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