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Verhalten: Lernen unter Stress

Wie gut ein Kind seine Vokabeln lernt, hängt womöglich nicht nur von Fleiß und Begabung ab. Eine wichtige Rolle könnte auch ein Hormon spielen, das bei Stress produziert wird: Cortisol. Zumindest legen das Versuche mit Erdhörnchen nahe. Die nordamerikanischen Nagetiere lernen am besten, wenn sich der Spiegel des Hormons auf einem mittleren Niveau bewegt. Bei zu viel oder zu wenig Stress sind sie eher begriffsstutzig.

Die Verhaltensökologin Jill Mateo von der Universität Chicago hat das Verhalten der Nager in einem Labyrinthversuch getestet. Tiere mit einem künstlich erhöhten oder gesenkten Cortisolspiegel brauchten 13 bis 14 Versuche, um durch den Irrgarten zu finden. Erdhörnchen mit der normalen Menge des Hormons im Blut meisterten die Aufgabe dagegen schon nach durchschnittlich neun Versuchen. Ähnlich verhielt es sich, wenn die Nagetiere mit Gefahren umgehen mussten. Mateo lies Frisbee-Scheiben über das Labyrinth segeln oder spielte den Ruf eines Raubvogels ab. Tiere mit künstlich hohem oder niedrigem Cortisolspiegel brauchten länger, bis sie die Flucht ergriffen.

Cortisol kommt auch beim Menschen vor. Man kann seinen Spiegel aber aus ethischen Gründen nicht wie im Tierversuch künstlich manipulieren. Deshalb gibt es bisher keine schlüssigen Ergebnisse, wie sich das Hormon auf das Lernvermögen auswirkt. Allerdings behandeln Ärzte Frauen, bei denen die Gefahr einer Frühgeburt besteht, mit Gluccocorticoiden, um die Lungenreifung des Ungeborenen zu beschleunigen. Diese Medikamente heben den Cortisolspiegel an. Tierversuchen zufolge könnte das die Gehirnentwicklung beeinträchtigen.

Malte Jessl

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