News: Licht am Ende des Tunnels
Neurale Vorläuferzellen entstehen aus den Stammzellen und repräsentieren somit den ersten Grad der Differenzierung hin zu bestimmten Zelltypen. Michael Young und seine Kollegen entnahmen die neuralen Vorläuferzellen dem Hippocampus erwachsener Ratten. Sodann injizierten sie die Zellen in die gelartige Substanz der Augen netzhautgeschädigter Ratten. Die Zellen wanderten selbstständig in die Netzhaut, wo sie zu entsprechenden Zellen heranwuchsen. Dies funktioniert bei jungen Ratten offenbar besser als bei älteren, auch wenn die vollständige Entwicklung der Netzhaut während der ersten drei Lebenswochen dabei keine Rolle spielt. Young sieht sich darin bestätigt, dass die Vorläuferzellen nicht nur zusätzlich in die Netzhaut einwandern, sondern sich dort morphologisch integrieren. Sie fanden sich sogar im Sehnerv wieder – die entscheidende Voraussetzung dafür, dass die Sehreize schließlich im Gehirn auch verarbeitet werden können.
Die Forscher fanden auch heraus, dass sich die neuralen Vorläuferzellen offenbar gezielt zu geschädigtem Netzhautgewebe hinbewegen. Bei Ratten mit völlig gesunden Augen konnten sie dagegen nicht einmal die Migration der injizierten Zellen beobachten. "Irgendwie wissen diese Zellen, dass sie gebraucht werden", meint Young.
Noch sind die Forscher weit davon entfernt, die Methode auch beim Menschen anzuwenden. Dennoch hegt Young schon jetzt die Hoffnung, auf diese Weise einmal eine Vielzahl von Augenerkrankungen behandeln zu können. Zu ihnen könnten Makula-Degeneration, Grüner Star, Netzhautablösungen und diabetische Retinopathie gehören. Aber es wird noch lange dauern, bis es so weit ist, denn auf das Sehvermögen der augengeschädigten Ratten hatten die Experimente bisher noch keinen Einfluss.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 11.8.2000
"Eene, meene muh, und Fettzelle bist du"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 6.7.2000
"Auf fast natürlichem Wege" - Spektrum Brennpunkt-Thema vom 14.7.1999
"Der Joker aus der Petrischale" - Spektrum der Wissenschaft 7/99, Seite 32
"Neue Nervenzellen im erwachsenen Gehirn "
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.