Direkt zum Inhalt

News: Licht an, Pflaster ab

Heftpflaster müssen möglichst überall auf der Haut kleben und große Beanspruchungen aushalten - sie besitzen daher einen sehr hartnäckigen Klebstoff. Sie wieder zu entfernen, kann so zum Problem werden. Für die gesunde Haut von Erwachsenen mag dies vielleicht nur ein gewisses Unbehagen bedeuten, bei Menschen mit zarter und empfindlicher Haut, wie zum Beispiel Babys oder älteren Menschen, kann ein hartnäckiges Heftpflaster viele Hautzellen entfernen und so Entzündungen oder sogar Narben verursachen. Ein neu entwickelter Klebstoff verspricht nun weniger Schmerzen beim Abziehen: Er macht unter Lichteinfluß schlapp.
Smith & Nephew Group Research Centre in York, Großbritannien, haben einen Klebstoff entwickelt, der unter Lichteinfluß seine Haftkraft verliert. Edith Millan, Mitglied der Forschungsgruppe, von der diese Technologie entwickelt wurde, erklärte auf dem British Association Festival of Science (13.-17.9.1999) in Sheffield, einige Sonnenstrahlen oder ein paar Minuten künstliches Licht reichten schon aus, um auf diese Weise hergestellte Pflaster wieder abzulösen.

Der neue Klebstoff ist eine Variante der Klebemittel auf Acryl-Basis, die derzeit bei den meisten chirurgischen Pflastermaterialien verwendet werden. Wie andere Klebemittel bildet das Polymer lange, faserartige Moleküle, die sich kaum berühren. Im Gegensatz zu anderen Klebstoffen besitzt es jedoch auch Seitenketten an seinen Fasern, die untereinander Verknüpfungen bilden können. Diese Seitenketten verknüpfen sich nur unter Lichteinfluß. Die Energie liefert ihnen ein sogenanntes "Photoinitiator"-Molekül auf Titanbasis mit dem Namen Irgacure, das sichtbares Licht absorbiert. Sobald die Fasern verstrickt sind, kleben die Fasern nicht mehr, und das Pflaster läßt sich problemlos ablösen.

Versuche haben gezeigt, daß der Klebstoff dieselbe Haftkraft aufweist wie konventionelle Pflaster, wenn es durch einen lichtundurchlässigen Film geschützt wird. Unter Einfluß von kurzwelligem, blauem Licht ist die Klebwirkung um sechzig Prozent geringer als die eines gewöhnlichen Pflasters (dreißig 30 Newton pro Quadratmeter im Vergleich zu 200 Newton pro Quadratmeter). Sogar bei wiederholten Anwendungen – eine Hauptquelle für Hautirritationen – wurde es von Freiwilligen als weit weniger schmerzhaft bewertet, es verursachte weniger Entzündungen und riß nur die Hälfte an Hautzellen mit.

Ermutigt durch ihre Erkenntnisse haben die Forscher auch eine extrastarke Version des Klebemittels hergestellt, die dreimal so stark haftet, jedoch genauso leicht entfernt werden kann. Diese Variante, so glauben sie, könnte an Stellen eingesetzt werden, die stark beansprucht oder viel bewegt werden.

Siehe auch

  • Quellen

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.