News: Licht an, Pflaster ab
Der neue Klebstoff ist eine Variante der Klebemittel auf Acryl-Basis, die derzeit bei den meisten chirurgischen Pflastermaterialien verwendet werden. Wie andere Klebemittel bildet das Polymer lange, faserartige Moleküle, die sich kaum berühren. Im Gegensatz zu anderen Klebstoffen besitzt es jedoch auch Seitenketten an seinen Fasern, die untereinander Verknüpfungen bilden können. Diese Seitenketten verknüpfen sich nur unter Lichteinfluß. Die Energie liefert ihnen ein sogenanntes "Photoinitiator"-Molekül auf Titanbasis mit dem Namen Irgacure, das sichtbares Licht absorbiert. Sobald die Fasern verstrickt sind, kleben die Fasern nicht mehr, und das Pflaster läßt sich problemlos ablösen.
Versuche haben gezeigt, daß der Klebstoff dieselbe Haftkraft aufweist wie konventionelle Pflaster, wenn es durch einen lichtundurchlässigen Film geschützt wird. Unter Einfluß von kurzwelligem, blauem Licht ist die Klebwirkung um sechzig Prozent geringer als die eines gewöhnlichen Pflasters (dreißig 30 Newton pro Quadratmeter im Vergleich zu 200 Newton pro Quadratmeter). Sogar bei wiederholten Anwendungen – eine Hauptquelle für Hautirritationen – wurde es von Freiwilligen als weit weniger schmerzhaft bewertet, es verursachte weniger Entzündungen und riß nur die Hälfte an Hautzellen mit.
Ermutigt durch ihre Erkenntnisse haben die Forscher auch eine extrastarke Version des Klebemittels hergestellt, die dreimal so stark haftet, jedoch genauso leicht entfernt werden kann. Diese Variante, so glauben sie, könnte an Stellen eingesetzt werden, die stark beansprucht oder viel bewegt werden.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 4.2.1999
"Die rauhe Wirklichkeit des Klebens"
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