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News: Liebe geht durch die Ohren

Wissenschaftler haben die ersten physiologischen Unterschiede zwischen Menschen mit heterosexuellen und homosexuellen Neigungen entdeckt. Nach ihren Messungen sind echoartige Töne, die von den Innenohren erzeugt werden, bei homo- oder bisexuellen Frauen schwächer als bei heterosexuell orientierten Frauen.
"Die Ergebnisse legen nahe, daß die Innenohren und einige noch unbekannte Gehirnstrukturen, die für sexuelle Neigungen verantwortlich sind, in homosexuellen und bisexuellen Frauen maskulinisiert werden, da Männer ebenfalls schwächere echoartige Töne in ihren Innenohren erzeugen", sagt Dennis McFadden von der University of Texas in Austin. "Die Studie deutet auch darauf hin, daß das Innenohr ein wichtiges Fenster zu Ereignissen sein kann, die während der Gehirnentwicklung und der sexuellen Differenzierung stattfinden." Die Untersuchungen sind in den Proceedings of the National Academy of Sciences in der Ausgabe vom 3. März nachzulesen.

"Der Report ist eine elegante Studie der subtilen Gehörphänomene bei homosexuellen und heterosexuellen Menschen", meint Sandra Witelson von der McMaster University in Ontario. "Die Ergebnisse unterstützten die Theorie, daß Unterschiede im zentralen Nervensystem zwischen homosexuellen und heterosexuellen Menschen existieren..."

In der Vergangenheit hat sich die Forschung über die neurobiologischen Unterschiede zwischen Homosexuellen und Heterosexuellen mehr auf Männer als auf Frauen konzentriert. Bis heute werden die Erkenntnisse mit Unterschieden in Gehirnstrukturen, Links- oder Rechtshändigkeit und Fingerabdruckmustern in Zusammenhang gebracht.

In der neuen Studie untersuchten die Forscher einen Ton, den das Innenohr erzeugt und der unter dem Begrifff click-evoked otoacoustic emission bekannt ist. Dieser echoartige Ton wird vom Innenohr als Reaktion auf ein schwaches Klickgeräusch erzeugt, wie z.B. das Klopfen eines Bleistifts auf den Schreibtisch. "Die Emissionen sind während des gesamten Lebens bei Frauen im allgemeinen stärker als bei Männern", sagt McFadden. "Wir fanden jedoch heraus, daß die Emissionen 61 homosexueller und bisexueller Frauen schwächer waren, als diejenigen von 57 heterosexuellen Frauen." Die Stärke tendierte zu dem Ausmaß, das bei Männern üblich ist. Die Forscher fanden keine Unterschiede in der Intensität zwischen homosexuellen und bisexuellen Frauen oder homosexuellen und heterosexuellen Männern.

Menschen mit starken click-evoked otoacoustic emissions können im allgemeinen schwächere Geräusche deutlicher hören. Die Forscher planen festzustellen, ob lesbische Frauen im Vergleich zu heterosexuellen Frauen eine geringere Hörempfindlichkeit haben. Außerdem wollen sie überprüfen, ob es weitere Hörunterschiede zwischen Homosexuellen und Heterosexuellen gibt.

Zu beachten ist, daß die Studie nur statistischen Wert hat. Eine Aussage über die sexuelle Ausrichtung einer Einzelperson ist anhand der Ohrgeräusche nicht möglich.

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