Direkt zum Inhalt

News: Männlich, 75, einsam sucht...

Lonesome George heißt eine Riesenschildkröte in der Galapagos Forschungsstation. Er wurde auf der Insel Pinta gefunden und ist vielleicht das einzige Exemplar seiner Gattung. Und darum ist er einsam, denn es ist weit und breit kein passendes Weibchen in Sicht. Nun kann man nicht einfach Riesenschildkröte mit Riesenschildkröte kreuzen, das weiß auch George, denn die Weibchen der Nachbarinseln hat er verschmäht. - Wie sich jetzt herausstellte mit Recht, denn sie waren genetisch wirklich nicht sein Typ. Inzwischen haben Wissenschaftler die mitochondrielle DNA der Schildkröten untersucht. Es muß doch herauszukriegen sein, ob es nicht doch noch ein passendes Weibchen für George gibt.
Elf Unterarten der Geochelone nigra-Riesenschildkröten besiedeln die verschiedenen Galapagosinseln. Einer davon gehört George an, der zur Zeit in der Charles Darwin Research Station auf Santa Cruz zuhause ist und ursprünglich von der Insel Pinta stammt. So einsam ist er eigentlich gar nicht, denn er hat etwa 90 Mitbewohner – wenn nur ein geeignetes Weibchen dabei wäre. Die Schildkröten wurden von privaten Sammlern abgegeben oder von Wildhütern aufgesammelt. Sie können weder für das Gefangenenzuchtprogramm der Station verwendet noch in die Freiheit entlassen werden, um den immer stärker schwindenden Wildbestand aufzufrischen. Denn die Burschen sehen sich alle so ähnlich, daß niemand weiß, auf welcher der Inseln die Landstreicher eigentlich zu Hause sind. Die zündende Idee hatte der Evolutionsgenetiker Jeffrey Powell von der Yale University. "Moderne Genetik kann da sicherlich helfen", erklärt er der Herpetologin Linda Cayot.

Um die genetischen Verwandtschaften der verschiedenen Schildkröten-Unterarten zu entwirren, haben die Evolutionsbiologin Adalgisa Caccone von der Università degli Studi di Roma "Tor Vergata" und Powell die mitochondrielle DNA aus den Blutproben von 38 Tieren isoliert und auf jeder drei Gensequenzen analysiert. Um ganz sicher zu gehen, daß George wirklich von der Insel Pinta stammt und nicht von Menschen dorthin gebracht wurde, haben sie zusätzlich Hautproben untersucht, die 1906 von Pintaschildkröten gesammelt worden waren. Die Forscher haben herausgefunden, daß das Gute nicht immer nahe liegt, denn Georges nächste Verwandte leben 300 Kilometer von Pinta entfernt, auf Espaniola und San Cristobal. Eine Meeresströmung die von Espaniola in Richtung Pinta verläuft, könnte George auf Abwege gebracht haben, vermuten die Wissenschaftler (Proceedings of the National Academy of Sciences vom 9. November 1999, Abstract).

Die Untersuchung könnte nicht nur in Charles Darwin sondern auch in anderen Stationen helfen, die Identität von Schildköten herauszufinden, sagt Howard Snell, Naturschutzbiologe von der University of New Mexico, Albuquerque, und der Charles Darwin Station. "Es gibt eine Menge Galapagos-Schildkröten außerhalb dieser Gebiete [in privaten Sammlungen oder Zoos], von denen wir keine Proben haben", sagt er. So ist George mit seinen 75 bis 80 Jahren immer noch Junggeselle. Doch die Forscher halten durch und hoffen weiter, eine Schildkröte zu finden, die seinen genetischen Geschmack trifft. Wenn sie eine finden, lassen Sie uns für George hoffen, daß es ein Weibchen ist.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.