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Inseln: Mutierte Riesenmäuse attackieren lebende Albatrosse

Auf der Atlantikinsel Gough spielt sich eine ökologische Tragödie ab. Mutierte Megamäuse greifen mittlerweile auch erwachsene Vögel an - und fressen sie lebendig.
Mäuse attackieren Nachwuchs von Seevögeln

Gough im Atlantischen Ozean könnte eine Art Paradies für Seevögel sein: Das britische Überseeterritorium ist unbesiedelt und umgeben von fischreichen Gewässern. Mehrere Millionen Vögel aus 24 Arten nisten hier; manche von ihnen – darunter zwei landlebende Spezies – existieren nur auf Gough. Doch irgendwann im 19. Jahrhundert schleppten Seefahrer versehentlich Hausmäuse ein. Und diese sorgen mittlerweile für ein ökologisches Drama, wie die britische Vogelschutzorganisation RSPB warnt: Die Nager attackieren auch erwachsene Albatrosse und Sturmvögel, die mehrere hundert Mal größer und schwerer als sie selbst sind. Das Aussterberisiko habe sich daher beträchtlich für diese Tiere erhöht, so die beteiligten Wissenaschaftler um Chris Jones vom RSPB.

Bislang war bekannt, dass die Mäuse jährlich zwei Millionen Eier und Küken fressen. Mit Hilfe von Kameras beobachteten Jones und Co mittlerweile aber, dass die Nager ebenso ausgewachsene Vögel erlegen – indem sie diese bei lebendigem Leib anfressen und ihnen klaffende Wunden zufügen, an denen die Tiere sterben. Damit töten sie die Kernpopulation, die für das Überleben der Arten notwendig sind.

Nichts für schwache Nerven | Mäuse sind relative Neuankömmlinge auf Gough. Die dort lebenden Seevögel haben deshalb keine Abwehrstrategien gegen diese entwickelt und sind Angriffen schutzlos ausgeliefert.

Verglichen mit ihren Verwandten in der ursprünglichen Heimat sind die Gough-Mäuse um 50 Prozent größer. Zudem attackieren sie ihre Opfer in Gruppen: Bis zu neun Mäuse wurden schon an Jung- und Altvögeln beobachtet. Sie beißen sich durch die Daunen und das normale Federkleid und nagen dann an Haut und Fleisch der Vögel. Da die Seevögel auf Gough keine Säugetiere als natürliche Fressfeinde kennen, haben sie keine Abwehrstrategien dagegen entwickelt. Sie sind den Attacken daher schutzlos ausgeliefert.

Albatrosse und Sturmvögel legen jedes Jahr meist nur ein Ei; sie können Verluste also nur langsam ausgleichen. Dafür leben sie jedoch sehr lang, um ausreichend Nachwuchs zeugen zu können. Der Verlust an erwachsenen Tieren verschärft daher die Situation für bedrohte Arten wie den Tristan-Albatros, von dem nur noch wenige tausend Exemplare existieren.

Ein ambitioniertes Projekt soll deshalb ab 2020 Gough und seine Vögel schützen: Mit einem groß angelegten Bekämpfungsprogramm wollen Ökologen und Naturschützer, die Mäuse vor Ort ausrotten.

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