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News: Mikroskopische Fortschritte

Wenn Sie gerade mit einem Krafttraining angefangen haben und schon wieder entmutigt sind, weil Ihr Bizeps noch nicht das Hemd sprengt, fassen Sie Mut: Im Spiegel sind die Veränderungen zwar noch nicht sichtbar - unter dem Mikroskop aber schon.
Robert Staron von der Ohio University, William Kraemer von der Pennsylvania State University und andere Bewegungsphysiologen haben entdeckt, daß molekulare Veränderungen im Muskel innerhalb von zwei bis vier Wochen nach Beginn eines Fitneßtrainings einsetzen – weit früher als bisher geglaubt. Darüberhinaus erscheinen die Muskeln sogar auf begrenztes Krafttraining anzusprechen. Die Wissenschaftler fanden bereits nach nur vier Trainingseinheiten signifikante Veränderungen in der Oberschenkelmuskulatur.

"Die meisten Menschen fangen mit einem Trainingsprogramm an und möchten sofort Veränderungen sehen", meint Staron. "Unsere Studie deutet darauf hin, daß innerhalb des Muskels Veränderungen in einer relativ kurzen Zeit stattfinden, auch wenn es nach außen nicht sichtbar ist." Die Aktivitäten, welche die Forscher überwachten – Veränderungen in der Hormonproduktion und Protein-Expression – gehen dem Anwachsen der Muskelmasse voraus, nach dem sich die frischgebackenen Trainingsenthusiasten sehnen. "In der Frühphase des Krafttrainings bereitet der Körper seine verschiedenen Systeme darauf vor, zu einem stärkeren und leistungsfähigeren Organismus zu werden. Diese Anpassungen treten viel schneller ein, als alle glaubten," erläutert Kraemer.

Dreiunddreißig Studenten wirkten an der Studie mit, keiner von ihnen war zu Beginn des Projektes an einem Fitneßtrainingsprogramm beteiligt. Die Teilnehmer trafen sich in 14 Tagen je fünf mal mit den Forschern. Dabei verbrachten sie vier Sitzungen mit Krafttraining für den Unterkörper, in einer fünften wurde die Stärke der trainierten Bereiche gemessen. Das Training konzentrierte sich auf den Quadriceps. Obwohl die Sitzungen jede Woche ungefähr zwei Stunden dauerten, wurden die Muskeln tatsächlich nur ungefähr 30 Minuten pro Woche beansprucht, sagte Staron.

Vor Beginn des Trainings entnahmen die Forscher Blut- und Gewebeproben. Beim Vergleich mit Proben, die alle zwei Wochen währen des achtwöchigen Programms genommen wurden, entdeckten sie Veränderungen in der Produktion von Testosteron, Wachstumshormon und anderen Chemikalien, sowie Abweichungen in der Synthese von Myosin, einem Hauptbestandteil des Muskels. Es gibt ein hormonelles Milieu, in dem der Muskel "gebadet" wird, und dessen Zusammensetzung hat dramatische Auswirkungen auf das Muskelwachstum, erklärt Staron.

Frauen erzeugen mehr Wachstumshormon als Männer und das Trainingsprogramm schien dies nicht zu verändern, sagte der Wissenschaftler. Die Forscher fanden jedoch bei Männern und Frauen verblüffend unterschiedliche Testosteron-Reaktionen auf das Training. Sie vermuten, daß Testosteron, das männliche Geschlechtshormon, beim Muskelwachstum eine Rolle spielt – was allerdings schwer nachweisbar ist. In der Studie ließ das Fitneßtraining den Testosteronspiegel bei Männern und Frauen signifikant steigen. Gemessen wurde vor dem Training, direkt danach und fünf Minuten nach dem Ende der Übungen.

Allerdings waren die Abweichungen bei Frauen weitaus dramatischer: Bei den Teilnehmerinnen verdoppelte sich der Testosteronspiegel. Darüberhinaus fanden die Forscher signifikante Veränderungen in der Produktion des sex-hormone binding globulin (SHBG), eines Proteins, das an Testosteron bindet und hilft, es über das Blut zur Muskelzelle zu transportieren. Möglicherweise ist SHBG bei Frauen aktiver, um das bißchen an Testosteron, das während des Trainings erzeugt wird, zu schützen, sagt Krämer.

Nach Ansicht von Staron sind all diese Hormone an Reparaturprozessen für die Muskeln beteiligt, die am Anfang eines Fitneßtrainingsprogramm unter starkem Streß stehen. Die Reparaturen machen die Muskulatur widerstandsfähiger gegenüber Verletzungen und empfänglicher für den Nutzen des Krafttrainings. "Muskulatur ist ein sehr anpassungsfähiges Gewebe", erläutert er. Daß diese Reaktionen so schnell einsetzen, und das bei einem Training, das sich nur auf eine Muskelgruppe konzentriert, deutet seiner Meinung nach darauf hin, daß ein Traniningsprogramm, das den gesamten Körper einbezieht, eine noch heftigere hormonelle Reaktion erzeugen könnte.

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