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News: Morphium treibt Immunzellen zum Selbstmord

Morphin hat außer schmerzstillenden und suchterzeugenden Eigenschaften auch Wirkungen auf das Immunsystem. Es setzt vermutlich das Selbstzerstörungsprogramm bestimmter Blutzellen in Gang und bewirkt dadurch eine Schwächung der Immunabwehr. Weiße Blutkörperchen, die mit Morphin behandelt wurden, zeigten eine weitaus größere Neigung zum Selbstmord als unbehandelte Zellen.
Von Opioiden wie dem Morphin, die seit Jahrhunderten als Schmerzstiller verwendet werden, ist seit langen bekannt, daß sie auch die Immunreaktion des Körpers unterdrücken.

Weiße Blutzellen, die Wachhunde des Immunsystems, sind dafür verantwortlich, Eindringlinge anzugreifen. Sie werden allerdings selbst unter strenger Bewachung gehalten, da sie sich sonst gegen körpereigene Zellen richten und so Autoimmunkrankheiten hervorrufen. Falls sie aber doch einmal außer Kontrolle geraten, muß der Körper sie loswerden. Eine Möglichkeit dazu ist die Aktivierung des zelleigenen Selbstmordprogramms, der Apoptose. Diese startet, wenn das Oberflächenrotein Fas der betroffenen Zelle auf ein Molekül namens FasL oder Fas-Ligand trifft. Der Immunologe Yufang Shi vom Holland Laboratory des Amerikanischen Roten Kreuzes in Rockville, Maryland, vermutet nun, daß Fas auch an der durch Opioide erzeugten Unterdrückung des Immunsystems beteiligt sei (Nature, 21. Januar 1999).

Die Arbeitsgruppe um Shi bestimmte die Zahl der Fas-Proteine auf der Zelloberfläche von weißen Blutkörperchen bevor und nachdem diese Morphin ausgesetzt wurden. Sie entdeckte, daß durch das Opioid eine deutliche Zunahme der Fas-Konzentration hervorgerufen wurde. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit an, daß bei Anwesenheit von Fas-L das Apoptoseprogramm gestartet wird. Das Team konnte tatsächlich feststellen, daß bei Zugabe von FasL die mit Morphin behandelten Zellen abstarben, während unbehandelte überlebten. In einem weiteren Versuch injizierte Shi Mäusen Morphium und fand heraus, daß nach 24 Stunden die Anzahl der Zellen in der Milz – einem Zentrum des Immunsystems – um 30 Prozent zurückgegangen war.

Bekannterweise produziert auch das Gehirn bestimmte Opioide. Aus dem jetzt entdeckten Effekt schlußfolgert Shi, daß diese auch als Endorphine bezeichnenten Substanzen die Rolle von chemischen Botschaftern zwischen Gehirn und Immunsystem spielen könnten. Andere Wissenschaftler raten hingegen zur Vorsicht. Die körpereigenen Opiate könnten völlig anders wirken als von außen appliziertes Morphin. Schließlich gibt es eine Reihe von Studien, die im Gegenteil auf eine das Immunsystem stimulierende Wirkung der Endorphine hinweisen.

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