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News: Musikalische Gene

In jedem Land der Welt gibt es Musik. Als nichtsprachliches Element durchzieht sie in Form von Melodie, Rhythmus und Klang die Kulturen. Aber nicht jeder Mensch hört in einer Melodie einen falschen Ton - mangelnde Übung oder genetische Veranlagung? Zwillingsstudien deuten auf einen starken Einfluss des Erbgutes hin.
An der Musikwahrnehmung des Menschen ist sowohl das Ohr beteiligt, welches akustische Signale empfängt, als auch das Gehirn, das diese Signale weiter verarbeitet. Obwohl allgemeine Funktionen des menschlichen Gehörs seit langem bekannt sind, wissen Forscher über die daran beteiligten zellulären und molekularen Mechanismen noch recht wenig.

Dennis Drayna und seine Kollegen vom National Institute on Deafness and Other Communication Disorders versuchten nun, genetische und umweltbedingte Komponenten des musikalischen Gehörs mithilfe einer Zwillingsstudie aufzuspüren. 284 weibliche Zwillingspaare im Alter von 18 bis 74 Jahren, von denen etwa die Hälfte eineiig waren, unterzogen sich dem so genannten Distorted Tunes Test (DTT). Für diesen Test wählten die Forscher 26 vertraute Melodien wie das Lied "Stille Nacht" aus. Sie behielten die Reihenfolge der Noten und den Rhythmus bei, veränderten aber die Intervalle zwischen aufeinanderfolgenden Tönen. Dann spielten sie den Versuchspersonen Bruchstücke dieser derartig manipulierten Lieder vor, deren Länge zwischen 12 und 26 Noten variierten. Nach jeder Melodie beurteilten die Teilnehmer, ob das Gehörte richtig oder falsch klang und ob ihnen die Liedsequenz vertraut oder fremd war. Die Anzahl der als richtig eingestuften Tonabfolgen schwankte bei den Zwillingen zwischen 9 und 26.

Bei der Analyse der korrekten Antworten stellten die Forscher fest, dass sich die Testergebnisse der eineiigen Zwillinge weitaus besser entsprachen als die der zweieiigen Geschwisterpaare. Daraus folgern sie, dass das musikalische Gehör nachhaltig von den Genen beeinflusst wird. Mögliche Auswirkungen kultureller oder musikalischer Vorbildung blieben unberücksichtigt, da sie bei ein- und zweieiigen Zwillingen mit gleich hoher Wahrscheinlichkeit zu vermuten waren.

"Die Studie ist wichtig und zeigt eindeutig eine biologische Basis für die Tonwahrnehmung auf", betont Evan Balaban vom Neurosciences Institute in San Diego. Dennoch beurteilt er die Auswahl der Versuchspersonen kritisch, da Zwillingspaare etwas anfälliger sind für entwicklungsbedingte Körperbehinderungen als andere Kinder. Balaban betont, dass nahezu 40 Prozent der Zwillinge einige Anzeichen von Defiziten in der Musikwahrnehmung aufzeigen, gegenüber nur 27 Prozent der Kontrollgruppe.

Obwohl der angewandte Test eine Menge von idealen Eigenschaften für eine breitangelegte Zwillingsstudie aufweist, ist es notwendig, die Ergebnisse mithilfe anderer Messmethoden zu bestätigen, da bislang nur die Zählresultate der weiblichen Zwillinge verallgemeinert werden können.

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