Seuchen: Mutationen verursachen Bakterien-Epidemien
Drei Mutationen machen Streptokokken der Gruppe A so aggressiv, dass sie Epidemien verursachen. Zu diesem Schluss kommt eine internationale Kollaboration um den Mediziner James Musser nach Genomanalysen an etwa 4800 Streptokokkengenomen aus mehreren Jahrzehnten. Dabei fand das Team sowohl bei einer epidemieauslösenden Bakterienvariante aus den 1980er Jahren und einem gegenwärtig umgehenden Stamm zwei sehr typische Veränderungen: Beide betreffen Toxine, die menschliche Zellen angreifen. Die so veränderten Bakterien produzieren größere Mengen dieser Moleküle, die Zellen schädigen – sie machen den Erreger viel aggressiver als die anderen, harmlosen Varianten.
Streptokokken der Gruppe A – zum Beispiel S. pyogenes – können Halsentzündungen, aber auch schwere Entzündungen wie Scharlach und nekrotisierende Faszitis hervorrufen. Dabei ist der Erreger bei einem beträchtlichen Anteil der Bevölkerung nachweisbar, ohne Symptome zu verursachen. Weshalb dennoch immer wieder kleinere und größere Epidemien auftreten, war bisher ungeklärt. Nun scheint festzustehen, dass die beiden Proteine Streptolysin O und NAD-Glycohydrolase den Unterschied machen. Ersteres zerstört Zellmembranen und dadurch vor allem rote Blutkörperchen, letzteres hilft dem Bakterium beim Überleben, wenn es von Immunzellen verschlungen wurde. Mehr von ihnen scheint nicht einfach nur den Wirt krank zu machen, sondern auch dem Erreger bei der Verbreitung zu helfen. Demnach sind zumindest Streptokokkenepidemien durch genetische Veränderungen am Erreger bedingt.
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