News: Nicht zu dumm, aber zu träge
Sobald die weiblichen Affen in die Anlage kamen, gingen sie auf dem kürzesten Weg zur versteckten Belohnung – immerhin mit einer Häufigkeit von fünf aus acht Versuchen. Die Männchen dagegen suchten die Verstecke eines nach dem anderen ab. Ein wenig mehr Mühe gaben sie sich erst, als die Wissenschaftler die Spielregeln änderten und die Tiere ihre Belohnung nur dann erhielten, wenn sie diese auf Anhieb fanden. In diesem Falle schnitten sie ähnlich gut ab wie die Weibchen. Die Ergebnisse weisen daraufhin, dass beide Geschlechter im Kopf eine räumliche Karte ihrer Umgebung erstellen können, aber dass Männchen offenbar keine Lust dazu haben, sie zu benutzen, so lange sie es nicht müssen, sagte Kuhlmeier auf der internationalen Konferenz The Apes: Challenges for the 21st Century in Naperville bei Chicago.
Die Anthropologin Barbara King vom College of William and Mary in Williamsburg meint, das Experiment könnte die Vorliebe von Weibchen aufzeigen, sich Details aus ihrer Umgebung einzuprägen. Das könnte ihnen helfen, ihren Nachwuchs zu versorgen. Warum aber sollten Männchen, die jagen gehen und anschließend ihre Familie wiederfinden müssen, nicht auch von einer Karte in ihrem Kopf profitieren?
Richard Wrangham von der Harvard University dagegen führt die Ergebnisse nicht auf Unterschiede in den Fähigkeiten, sondern in der Psychologie zurück: Männchen sind selbstsicherer und somit zuversichtlicher als die Weibchen, dass sie die Nahrung bekommen, die sie wollen. Daher müssen sie keine Hektik an den Tag legen und können in aller Ruhe ihre Belohnung suchen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 16.5.2000
"Einfach in Ruhe essen"
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