Direkt zum Inhalt

News: Nur Bares ist Wahres

Bald ist es soweit, und der Euro ist das einzig gültige Barzahlungsmittel in zwölf Ländern der Europäischen Union. Endlich fällt dann der lästige Umtausch beim Besuch im Nachbarland weg, und auch die Rechnerei mit krummen Umrechnungskursen hat ein Ende. Wie Forscher herausfanden, war zumindest letzteres im Altertum schon wesentlich einfacher gewesen. Denn Menschen, die in der Bronzezeit im Nahen Osten beziehungsweise im östlichen Mittelmeerraum lebten, hatten ein ausgefeiltes Währungs- und Gewichtssystem, mit dem schnell die eine in die andere Währung umgerechnet war.
Wer heute reisen will, dem bleibt bislang der Weg zur Bank fast nicht erspart. Ausländische Währung muss her, denn obwohl deutsches "Plastikgeld" auch im Ausland häufig akzeptiert wird, so erfordert doch so manches Geschäft noch Bargeld – und das, von Ausnahmen abgesehen, vorzugsweise in Landeswährung. Das ist heute nicht anders als vor 3000 bis 4500 Jahren. Damals in der Bronzezeit gab es allein im östlichen Mittelmeerraum und dem Nahen Osten schon viele verschiedene Währungen, die ineinander umgerechnet werden mussten – denn schließlich herrschte auch zu dieser Zeit schon reger Handel in der Region.

Alfredo Mederos vom Departamento de Prehistoria der Universidad Complutense in Madrid und Clifford Lamberg-Karlovsky vom Department of Anthropology sowie dem Peabody Museum der Harvard University untersuchten die verschiedenen Systeme anhand von Talent, Schekel und Mine – alles ursprünglich Einheiten für das Gewicht. Denn in der alten Welt entstanden Währungen zunächst auf Basis von Gewichtseinheiten, schließlich bestimmte die Menge an Lapislazuli, Kupfer, Gold, Silber und anderer Handelsgüter deren Wert. So wog ein syrisches Talent 28,2 Kilogramm. Es wurde unterteilt in 60 Minen, je 480 Gramm schwer. Schließlich ergaben 50 Schekel à 9,4 Gramm eine Mine. Demnach waren 3000 Schekel ein Talent.

Jener ugaritische Schekel ließ sich nun wiederum leicht zu anderen Gewichtsmaßen in Beziehung setzen. So entsprachen beispielsweise vier ugaritische Schekel fast drei ägyptischen Gold-Deben, die je 12,83 Gramm wogen. Die kleine Abweichung von unter einem Gramm fällt dabei wohl kaum ins Gewicht, denn die Forscher bezweifeln, dass die Menschen im zweiten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung so genau wiegen konnten, dass sie das Gramm Abweichung auf 38 Gramm feststellen konnten. Die Messgenauigkeit lag offensichtlich über jenen 2,6 Prozent.

Und andere Umrechnungen sind sogar noch genauer: Fünf ugaritische Schekel wogen exakt soviel wie zwei Schekel der Hethiter. Damit lässt sich das Gewicht eines Barren Lapislazuli leicht in den verschiedenen Schekel einer jeweiligen Region angeben – sei es der Dilmun-Schekel, der mesopotamische Schekel oder andere Einheiten.

Die Analyse der Wissenschaftler zeigt, dass sich alle Maßeinheiten auf einfache Weise, im Rahmen der damals zur Verfügung stehenden Messgenauigkeit, ineinander umrechnen ließen – sicherlich eine wichtige Voraussetzung für einen unkomplizierten Handel. In dieser Beziehung war das alte System offensichtlich fortschrittlicher als das heutige – denn ohne Währungsrechner bleibt uns nur eine grobe Abschätzung. Mal davon abgesehen, dass sich Wechselkurse außerhalb der EU auch noch ständig ändern. Immerhin – mit Einführung des Euros im bargeldlosen Zahlungsverkehr hat sich schon vieles vereinfacht, und ab dem 1. Januar 2002 ist er endlich auch ein Zahlungsmittel zum Anfassen.

  • Quellen
Nature 411: 437 (2001)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.