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Orcas: Wie zwei Schwertwale ein Ökosystem umkrempeln

Vor Südafrikas Küste jagen zwei Orcas bevorzugt Weiße Haie. Dadurch verändern die beiden Schwertwale die gesamte Nahrungskette.
Schwertwale
Schwertwale stehen an der Spitze der marinen Nahrungskette - noch über Haien.

False Bay an der südafrikanischen Küste besaß einen legendären Ruf: Hier fanden sich viele Weiße Haie ein, was wiederum für die lokale Tourismusindustrie die Möglichkeit bot, Tauchtouren zu den Raubfischen anzubieten. Doch diese Zeiten sind vorbei, seit sich die beiden Schwertwale »Port« und »Starboard« immer wieder in der Region blicken lassen. Auch sie haben inzwischen einen gewissen Ruf: als erfolgreiche Jäger der Weißen Haie, die sich deshalb kaum mehr in der Bucht blicken lassen. Und das hat weit reichende Folgen für das Ökosystem, wie Neil Hammerschlag von der University of Miami und sein Team zeigen können: Mit dem Verschwinden der Raubfische hat sich die örtliche Nahrungskette umfassend verändert.

Über zwei Jahrzehnte hatten die Meeresbiologen Daten zur Nahrungskette in der False Bay gesammelt, wodurch sie die Veränderungen in Echtzeit beobachten konnten. Ursprünglich waren Weiße Haie in der Bucht zahlreich vorhanden und bildeten die Spitze der Nahrungskette. Ihr Bestand nahm jedoch im Laufe der Zeit ab, weil sie sich in Netzen zum Schutz von Strandbesuchern verfingen und verendeten. Vor allem aber trugen die beiden Schwertwale zum Rückgang bei: Sie jagten die Haie direkt, wobei sie es vor allem auf deren Leber abgesehen hatten. Damit sorgten sie zusätzlich dafür, dass überlebende Weiße Haie die Region mieden.

Weil ihre hauptsächlichen Fressfeinde damit ausfielen, vermehrten sich die Südafrikanischen Seebären (Arctocephalus pusillus) und Breitnasen-Siebenkiemerhaie (Notorynchus cepedianus) stark. Dadurch verringerte sich die Zahl bestimmter Fische, von denen sich die Seebären ernähren, und kleinerer Haiarten, die zur Beute der Siebenkiemerhaie wurden. »Port« und »Starboard« hingegen haben offensichtlich noch keinen größeren Appetit auf die Meeressäuger und kleineren Haiarten entwickelt. Sie fallen als Regulator damit – zumindest noch – aus.

Die Wissenschaftler wollen nun beobachten, ob sich dieser Effekt auf weitere Teile der Nahrungskette auswirkt. Erwartbar sind derartige Veränderungen, wie verschiedene Studien aus anderen Teilen der Welt bereits gezeigt haben: Der Verlust von Haien in indopazifischen Korallenriffen bedingte letztlich sogar die Beschädigung der Riffe selbst: Am Ende einer Kettenreaktion sorgten die Veränderungen dafür, dass sich Dornenkronen-Seesterne massenhaft vermehren und damit die Korallen übermäßig zerstören konnten.

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  • Quellen
Frontiers in Marine Science 10.3389/fmars.2025.1530362, 2025

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