News: Pharmakonzern huckepack
Nun haben Ökologen vom Smithsonian Tropical Research Institute in Panama und dem Department of Botany an der University of Toronto festgestellt, daß alles noch viel komplizierter ist – aber nicht weniger beeindruckend: Um ihre Pilzfelder vor Schädlingen zu schützen, tragen die Ameisen Bakterien aus der Gruppe der Streptomyceten auf ihren Körpern. Von diesen Bakterien haben wir Menschen mehr als die Hälfte unserer Antibiotika abgeleitet. Auf den Ameisen sondern sie Chemikalien ab, die ein besonders übles Unkraut im Garten der Ameisen – den Pilz Escovopsis – im Zaun halten (Nature, 22. April 1999).
Die Wissenschaftler untersuchten 22 unterschiedliche Ameisenarten aus insgesamt 112 Kolonien. Alle zeigten sich von einem weißlichen Bakterienpuder überzogen. Da es nicht gelang, die an den Ameisen gefundenen Streptomyceten und den Pilz Escovopsis gemeinsam in einer Petri-Schale zu züchten, muß das Bakterium ein sehr spezifisches Antibiotikum produzieren. Dieses ist noch nicht identifiziert, auch ist nicht klar, was die Bakterien von der Zusammenarbeit mit den Ameisen haben. Die Wissenschaftler vermuten aber, daß sie von den Ameisen mit Nahrung versorgt werden.
Die Entdeckung birgt auch medizinische Hoffnung. Denn während nach sechzig Jahren pharmazeutischer Antibiotika-Anwendung die Resistenz von Krankheitserregern eine bedrohliche Gefahr zu werden scheint, setzen Ameisen sie auch nach fünfzig Millionen Jahren immer noch erfolgreich ein.
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