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News: Pharmakonzern huckepack

Ameisen, die zur ihrer Ernährung Pilze züchten, sind ja eigentlich Sensation genug. Jetzt zeigt sich sogar, daß die kleinen Landwirte Antibiotika einsetzen, um ihre Saat gegen Schädlinge zu verteidigen.
Wer glaubt, der Mensch oder sogar erst die Europäische Union habe die Landwirtschaft erfunden, irrt gewaltig. Vielmehr kamen die ersten Farmer vor etwa fünfzig Millionen Jahren auf – irgendwo in Südafrika. Zu ihnen zählen die Blattschneide-Ameisen, die Pilze züchten, um sich von deren Absonderungen zu ernähren. Ihre Agrikultur nimmt dabei schon industrielle Ausmaße an: sie hausen in Staaten mit bis zu acht Millionen Bewohnern und verschlingen an einem Tag so viel wie eine ganze Kuh – alles rein pflanzlich. Doch anders als die Wiederkäuer spucken sie die Blätter wieder aus und nutzen den halbverdauten Brei, um ihre Pilzfarmen zu unterhalten – Landwirtschaft en miniature, die einer wundervollen Symbiose entspricht und dabei die Pflanzen geschickt austrickst. Diese umgeben nämlich ihre Blätter mit einer Wachsschicht, um sich gegen Pilze zu schützen, und für Ameisen zeigen sich die Chemikalien im Inneren der Pflanze als weniger bekömmlich. Gegen das Duo Ameise-Pilz sind die Pflanzen jedoch machtlos: Das Kauen macht die Blätter für Pilze verdaulich, welche im Gegenzug die pflanzlichen Insektizide abbauen. Die Pflanze verliert, und die Pilze werden satt. Dabei geben sie sogenanntes Gongylidia ab, von dem sich dann die Ameisen ernähren.

Nun haben Ökologen vom Smithsonian Tropical Research Institute in Panama und dem Department of Botany an der University of Toronto festgestellt, daß alles noch viel komplizierter ist – aber nicht weniger beeindruckend: Um ihre Pilzfelder vor Schädlingen zu schützen, tragen die Ameisen Bakterien aus der Gruppe der Streptomyceten auf ihren Körpern. Von diesen Bakterien haben wir Menschen mehr als die Hälfte unserer Antibiotika abgeleitet. Auf den Ameisen sondern sie Chemikalien ab, die ein besonders übles Unkraut im Garten der Ameisen – den Pilz Escovopsis – im Zaun halten (Nature, 22. April 1999).

Die Wissenschaftler untersuchten 22 unterschiedliche Ameisenarten aus insgesamt 112 Kolonien. Alle zeigten sich von einem weißlichen Bakterienpuder überzogen. Da es nicht gelang, die an den Ameisen gefundenen Streptomyceten und den Pilz Escovopsis gemeinsam in einer Petri-Schale zu züchten, muß das Bakterium ein sehr spezifisches Antibiotikum produzieren. Dieses ist noch nicht identifiziert, auch ist nicht klar, was die Bakterien von der Zusammenarbeit mit den Ameisen haben. Die Wissenschaftler vermuten aber, daß sie von den Ameisen mit Nahrung versorgt werden.

Die Entdeckung birgt auch medizinische Hoffnung. Denn während nach sechzig Jahren pharmazeutischer Antibiotika-Anwendung die Resistenz von Krankheitserregern eine bedrohliche Gefahr zu werden scheint, setzen Ameisen sie auch nach fünfzig Millionen Jahren immer noch erfolgreich ein.

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