Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Planetenparade am Abendhimmel
Zurzeit ist ziemlich viel los im Sonnensystem. Nach der totalen Mondfinsternis Ende letzten Monats steht Mitte August schon wieder eine partielle Sonnenfinsternis an: Am 11. August wird der Mond die Sonne teilweise bedecken. Die maximale Bedeckung beträgt etwa 74 Prozent, aber die Finsternis ist von Deutschland nicht sichtbar. Während die letzte partielle Sonnenfinsternis Mitte Juli in der Antarktis zu sehen war, verläuft diesmal der Bedeckungspfad von Grönland und Nordkanada über den Nordpol bis nach Sibirien. Falls Sie sich in diesen Tagen in einer der genannten Regionen aufhalten, beginnt für Sie die partielle Bedeckung der Sonne um 10:02 Uhr MESZ und endet um 13:30 Uhr.
Selbstverständlich findet eine Sonnenfinsternis nur bei Neumond statt. Daher sind die Nächte um dieses Himmelsereignis besonders dunkel. Wer dieser Tage am späten Abend den Himmel beobachtet, kann eine schöne Planetenparade sehen. Den Anfang macht die Venus kurz nach Sonnenuntergang. Sie zeigt sich als heller weißer Punkt am dunkelblauen Himmel etwas links der Stelle des Sonnenuntergangs über dem Westhorizont. Wenige Momente später ist auch schon Jupiter im Süden sichtbar, der gelblicher als Venus leuchtet. Am 9. August lassen sich um 22:56 Uhr MESZ für knapp drei Minuten die Monde Io und Europa vor dem Gasriesen beobachten. Am 18. August ist sogar nur ein einziger der vier großen Galileischen Monde von Jupiter sichtbar. Europa und Kallisto befinden sich hinter dem Planeten und Io davor, nur Ganymed zeigt sich neben Jupiter. Kurz nachdem Europa wieder hinter Jupiter hervorkommt, wirft Io seinen Schatten auf den Planeten. Das Schauspiel beginnt schon um 19:20 Uhr MESZ wenn der Himmel noch strahlend blau ist und dauert etwa eine Stunde. Jupiter wird daher sehr schwer zu finden sein. Bitte achten Sie darauf niemals ungeschützt in die Sonne zu schauen, falls sie diese zum Aufsuchen nutzen!
Auch der gelbliche Saturn im Sternbild Schütze und der helle rötliche Mars, der Ende Juli gerade erst seine Oppostion zur Sonne hinter sich gebracht hat, sind auf jeden Fall einen Blick durch das Fernrohr wert. Die Saturnringe zeigen sich fast maximal geöffnet und das Marsscheibchen erscheint noch ungewöhnlich groß. Allmählich scheint sich der globale Staubsturm zu legen, so dass nun nach und nach wieder Details der Marsoberfläche sichtbar werden.
Der Komet 21P/Giacobini-Zinner scheint sein Versprechen bisher zu halten, ein vergleichsweise heller Komet zu werden. Er wurde zuletzt mit einer Helligkeit von 7,9 mag gesichtet und übertrifft damit sogar ein wenig die Erwartungen. Anfang September soll der Komet mit 7,7 mag am hellsten sein. Mit diesem Wert ist er bei dunklem Himmel gut im Fernglas zu sehen.
Es ist wieder Zeit für die Perseiden, der bekannteste Sternschnuppenstrom des Jahres. Immer im August fliegt die Erde durch die zurückgelassene Staubspur des Kometen Swift-Tuttle. Es sind winzige Staubpartikel, die beim Eintritt in die Erdatmosphäre durch ihre extrem hohe Geschwindigkeit von 60 Kilometern pro Sekunde zuerst die Luftmoleküle zum grünlichen Leuchten anregen und danach durch die Luftreibung mit gelblichem Licht verglühen. Am 13. August erreicht der berühmte Sternschnuppenstrom sein Maximum mit etwa 100 Sternschnuppen pro Stunde. Da man allerdings nicht immer jede Stelle des Himmels anschauen kann, sieht man davon nur einen Bruchteil. Alle zwei bis drei Minuten eine Sternschnuppe zu sehen, ist aber sehr gut möglich. Am besten versuchen Sie Ihr Glück in den frühen Morgenstunden. Dann zeigt unser Teil der Erde in Flugrichtung der Umlaufbahn um die Sonne und es treten besonders viele Sternschnuppen auf.
In den Nächten um den Neumond kommt die Milchstraße besonders gut zur Geltung. Hier befinden sich zahlreiche spektakuläre Beobachtungsobjekte. Das Sternbild Schwan steht schon in der ersten Nachthälfte hoch am Himmel. An seiner Spitze liegt der Doppelstern Albireo. Es ist noch nicht sicher, ob es sich dabei um einen echten physischen Doppelstern oder nur ein optisches Paar handelt. Er zeigt jedoch sehr schön die unterschiedlichen Sternfarben mit einer bläulich weißen und einer gelborangefarbenen Komponente. Albireo stellt im großen Sternbild Schwan dessen Auge dar. Etwas weiter entlang des Halses trifft man auf den Sichelnebel NGC 6888. Der kleine Nebel ist allerdings erst unter sehr dunklem Himmel mit Instrumenten ab mindestens 20 Zentimeter Durchmesser zu sehen. Ein starker Nebelfilter wie UHC oder OIII (gesprochen O-3) hilft hier sehr. Ich würde sogar sagen, er ist absolute Pflicht bei diesem Objekt und entscheidet über sehen und nicht sehen. Ganz in der Nähe liegt der Stern Sadir, der Mittelpunkt des Kreuzes im Schwan. Um Sadir breitet sich ein großer Wasserstoffnebel aus, der so genannte Schmetterlingsnebel. Leider ist er nur auf Kameraaufnahmen zu sehen. Der hellste Stern im Schwan ist Deneb an dessen Schwanzfedern.
Gleich neben Deneb befinden sich der Pelikan- und der Nordamerika-Nebel. Das Nebelgebiet ist ziemlich groß und bei sehr dunklem Himmel sogar mit dem Fernglas zu sehen. Unter anderem auch deshalb, weil man durch ein binokulares Fernglas viel entspannter schauen kann als durch ein monokulares Teleskop. Dabei werden durch das beidäugige Sehen mehr Details sichtbar. Leider verdoppelt sich nicht die Wahrnehmung des Lichts. Man nimmt allerdings einen Faktor von etwa 1,5 an, um den unser Gehirn das einfallende Licht kombinieren kann.
Viele Amateurastronomen benutzen daher einen so genannten Binokularansatz am Teleskop, um beidäugig beobachten zu können. Dabei wird das Licht für beide Augen aufgespalten. Dadurch und durch das zusätzliche Glas im Strahlengang wird das Bild deutlich dunkler. Deshalb eignen sich Binokularansätze gut für helle und kompakte Objekte, aber weniger für leuchtschwache, großflächige Nebel.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.