News: Rauhe Sitten bei Pinguinen
Über Jahrzehnte haben sich Biologen gewundert, warum diese seltsamen Fütterungsjagden stattfinden. Es sieht aus wie ein alter Charlie Chaplin-Film, meint die Leiterin der Studie, Dee, Boersma, Biologin an der University of Washington. Bei den Adelie-Pinguinen watscheln die Eltern auf eine Herde unbeaufsichtigter Küken zu und rufen ihre Jungen. Diese drängeln sich sofort um sie. So schnell wie ihre kleinen Füße sie nur tragen, sagt Boersma. Die Eltern reißen zunächst aus, halten dann aber nach ca. 50 Metern an, um eines der bettelnden Küken mit etwas Futter zu versorgen. Dann beginnt die Flucht von neuem. Ist kein Futter mehr vorhanden, stürzt sich das Elterntier in die Fluten, um Nachschub zu besorgen.
Einige Experten nehmen an, daß diese Jagden dazu da sind, ein eingeschränktes Nahrungsangebot zu rationieren. Darin sieht Boersma keinen Sinn: Wenn wenig zu essen da ist, hätten Sie auch keine Lust nach Hause zu kommen, um ihre Kinder erst einmal um den Eßtisch zu jagen. Boersma vermutet eher, daß die Zickzack-Manöver den schwächeren Küken eine Chance geben, an etwas Futter zu kommen, ohne daß ihm seine stärkeren Nestgefährten auf den Fersen sind.
Die Wissenschaftlerin und ein Kollege, Lloyd Davis, von der University of Otago in Neuseeland, nutzten Beobachtungen auf Ross Island um diese Vermutung zu überprüfen. Und tatsächlich sieht es so aus, als wäre nun ein Rätsel der Antarktis gelöst: Die Verfolgungsjagden ermöglichen in der Tat den schwächeren Küken, ebenfalls ihren Teil des Futters zu bekommen. Es ist wohl immer noch besser, seiner Mahlzeit hinterherzulaufen, als dauernd beiseite geschubst zu werden.
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