News: Resistente Schädlinge haben andere Lebensgewohnheiten
Um zu verhindern, daß Resistenz weitervererbt wird, pflanzen die Bauern abwechselnd genetisch veränderte Baumwolle und nicht manipulierte Baumwolle nebeneinander. Die Idee dabei ist, daß die geschlüpften Schmetterlinge sich dann wahrscheinlich eher mit Artgenossen paaren, die auf nicht manipulierten Pflanzen saßen, und daher kein Resistenzgen besitzen. Die Widerstandsfähigkeit wird rezessiv vererbt, das heißt, die Nachkommen müssen von beiden Eltern eine Kopie des Resistenzgens erhalten. Besitzen sie dagegen nur eine Kopie, wirkt das Toxin weiterhin tödlich. Diese Strategie setzt allerdings voraus, daß die Tiere gleichzeitig schlüpfen, da sich achtzig Prozent der Baumwollmotten innerhalb von drei Tagen paaren und die Männchen nur eine Woche leben.
Yong-Biao Liu und seine Kollegen von der University of Arizona berichten in Nature vom 5. August 1999, daß genau diese Voraussetzung womöglich nicht gegeben ist. In Laborversuchen stellten sie fest, daß die Schmetterlinge, deren toxinresistente Larven an Bt-Baumwolle gefressen hatten, erst fünf bis sechs Tage später schlüpfen als toxinanfällige Larven von nicht manipulierten Pflanzen. Damit ist die Wahrscheinlichkeit, daß sich die resistenten Tiere untereinander paaren, sehr viel größer. Ihre Nachkommen erhalten so zwei Kopien der entsprechenden Gene und können die Resistenz weitervererben.
Ob die Ergebnisse auf das Freiland übertragbar sind, muß erst in einer umfassenden ökologischen Studie überprüft werden. Sie zeigen jedoch einen weiteren Faktor, der in dem komplizierten Wechselspiel zwischen genetisch veränderten Nutzpflanzen und ihren Schädlingen eine wichtige Rolle spielen kann.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 20.5.1999
"Tödliche Fernwirkung" - Spektrum Ticker vom 5.1.1998
"Mit Bakterien gegen Insektenplagen"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.