News: Safer Sex
So haben einige Männchen im Laufe der Zeit in ihrem Sperma ein Protein gebildet, das für die Samenzellen nachfolgender Nebenbuhler tödlich ist. Andere Artgenossen sind in der Lage, nach der Begattung die weibliche Bereitschaft für weitere Kopulationen zu mindern. Auch dies geschieht mit Hilfe eines Proteins im Sperma. Umgekehrt entwickeln viele Weibchen genau dagegen wiederum Resistenzen, und alles in allem kann es auf diese Weise dazu kommen, dass sich einzelne Taufliegen-Populationen untereinander nicht mehr vermehren können. Eine neue Art einsteht.
Ob dies wirklich geschieht, wollte Göran Arnqvist von der Evolutionary Ecology Research Group der Umeå University herausfinden. Dazu sammelte er mit seinen Kollegen unzählige genetische Fingerabdrücke und Daten über das Verhalten Tausender von Insekten. Ihr Ziel war es, mithilfe kladistischer Methoden jeweils zwei miteinander verwandte Gruppen mit einem gemeinsamen Vorfahren zu finden. In einer dieser Gruppen musste es zu einem Konflikt zwischen den Geschlechtern gekommen sein, wie er beispielsweise bei den Taufliegen üblich ist. In der anderen Gruppe sollte es derlei Probleme nicht geben. Die Wirkung sexueller Probleme ermittelten die Forscher einfach auf der Basis der Artenzahl innerhalb der entsprechenden Gruppe.
Das Ergebnis ist eindrucksvoll. In promiskuitiven Artengemeinschaften kann die Herausbildung neuer Arten auf das Vierfache ansteigen (Proceedings of the National Academy of Sciences vom 12. September 2000). Dabei berücksichtigten die Forscher auch andere Faktoren, die für die Bildung neuer, verwandter Arten verantwortlich sein können. Sie wird zum Beispiel auch durch eine große regionale Verbreitung begünstigt.
William Rice vom Department of Ecology, Evolution, and Marine Biology der University of California sieht aufgrund von Arnqvists Arbeit die rasante evolutionäre Entwicklung der Reproduktionsorgane als Ursache für die Bildung neuer Arten. Und wer weiß, ob sich diese nur auf Fliegen, Käfer und Schmetterlinge beschränkt. Für die Auswirkungen solcher sexuellen Konflikte bei Wirbeltieren hat sich bisher nämlich niemand so richtig interessiert.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 17.8.1998
"Länger leben ohne Sex"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 26.4..1998
"Sicherstellen und weiter suchen"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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