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News: Sauwetter

Wann wird's mal wieder richtig Winter? Seit die Luftdruckunterschiede zwischen den Azoren und Island vor rund zwanzig Jahren immer kräftiger wurden, gewannen die winterlichen Westwinde in Europa an Kraft und verdrängten das sibirische Winterhoch, dass für unsere weiße Weihnacht verantwortlich ist. Warum Azorenhoch und Islandtief so stürmisch wurden, liegt vermutlich an der Erwärmung tropischer Meere.
Seit Beginn der 80er Jahre wehen in den mittleren und höheren Breiten der Nordhalbkugel überdurchschnittlich kräftige Winde. Die Winter Nordeuropas verloren an Härte und wurden zunehmend feuchter, während die Niederschläge in den südlichen Ländern Europas und im Mittleren Osten indes immer spärlicher fallen. Selbst die Tier- und Pflanzenwelt hat sich den neuen Gegebenheiten angepasst, oder ist ihnen ausgewichen. Europäische Landwirte profitieren immerhin von längeren Vegetationsperioden.

Martin Hoerling vom Climate Diagnostics Center der National Oceanic and Atmospheric Administration in Boulder ist diesem Phänomen mit seinen Kollegen auf den Grund gegangen. Sie werteten zahlreiche Ergebnisse verschiedener Klimamodelle aus und stießen dabei auf eine Ursache, die fernab unserer Breiten vornehmlich im Pazifischen und Indischen Ozean liegt. Hier kommt es infolge ansteigender Wassertemperaturen zu immer häufigeren und ergiebigeren Regenfällen. Der Atmosphäre wird auf diese Weise das Kühlmittel Wasser entzogen, was sodann auch die Lufttemperaturen ansteigen lässt.

Und dies hat nachhaltige Folgen auf die Tausende von Kilometern entfernte Wettermaschine Nordatlantik. Wenngleich die Forscher noch nicht genau wissen, wie das Wechselspiel genau funktioniert, so führen die wärmeren Luftmassen in den Tropen vermutlich zu deutlicheren Druckunterschieden zwischen den tropischen und den gemäßigten Breiten des Nordatlantik – ein ganz ähnlicher Mechanismus liegt im Übrigen auch dem El-Niño-Phänomen zugrunde.

Im Nordatlantik findet sich die so genannte Nordatlantische Oszillation (NAO), ein Klimaphänomen, das die Luftdruckverhältnisse des Azorenhochs und des Islandtiefs beschreibt und wesentlichen Einfluss auf auf unser Winterwetter hat. Seit den 80er Jahren sind die Luftdruckgegensätze zwischen Island und den Azoren besonders kräftig ausgebildet. Das Wetter in Europa ist seitdem von Westwinden geprägt, die milde und feuchte Luft heranführen. Während der 50er und 60er Jahre waren dieses Gegensätze geringer, die Westwinde wehten nur mäßig und die sibirische Kaltluft bescherte Europa einen weißen Winter nach dem anderen.

Diese mehrere Jahrzehnte andauernde Entwicklung erkannte man erst vor wenigen Jahren. Sie lässt sich seitdem mit den Wetterlagen von Kanada bis Sibirien und von Spitzbergen bis nach Algerien korrelieren. Die NAO ist folglich kein isoliertes atmosphärisches Phänomen, sondern es müssen auch Kopplungen zu anderen Klimakomponenten bestehen. Eine davon ist wohl die Erwärmung der tropischen Meere, und die, daran lassen die Forscher kaum einen Zweifel, ist ein Signal für die Auswirkung unserer Zivilisation.

  • Quellen
Science 291: 90–92 (2001)

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