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News: Schwarzes Gold aus Urzeiten

Bei dem Begriff 'Erdöl' denken die meisten Menschen wahrscheinlich an Benzinpreise, Heizöl und vielleicht auch noch an die Diskussion, wann die Vorräte womöglich erschöpft sind. Aber das 'schwarze Gold' ist auch ein Bote aus der Vergangenheit, entstanden aus den organischen Überresten verstorbener Lebewesen. Winzige Tröpfchen, eingeschlossen in Schwefelablagerungen vulkanischen Ursprungs in Australien, sind die ältesten bisher bekannten Ölvorkommen der Erde - sie bildeten sich vor 3,2 Milliarden Jahren. Und vielleicht enthalten sie auch noch eindeutige Spuren der damaligen Lebewelt.
Normalerweise entsteht Erdöl in einem Prozess, der Millionen von Jahren dauert. Es bildet sich aus den organischen Überresten verstorbener Organismen, die sich vor allem am Meeresboden in Küstennähe abgelagert haben. Denn dort war die biologische Produktion meist so hoch, dass weder Aasfresser noch der natürliche Zerfall alle Ablagerungen beseitigen konnten. Außerdem deckten weitere Sedimente die Reste schnell zu und verhinderten so den weiteren Abbau. Wenn die Schichten dann lange Zeit in großer Tiefe eingeschlossen blieben, wandelte sich unter den erhöhten Temperaturen ein Teil des organischen Materials in flüssige und gasförmige Kohlenwasserstoffe um – die brennbaren Anteile von Erdöl und Erdgas.

Aber es gibt auch andere Wege, die sehr viel schneller zum Ziel führen. Lagern sich die organischen Reste beispielsweise in der Nähe von hydrothermalen Quellen ab, kann die Umwandlung zu Erdöl schon innerhalb von 5000 Jahren ablaufen und ist dabei auch noch effektiver als der konventionelle Prozess. Der größte Teil des entstandenen Erdöls sickert zwar ins Meer, aber manche Kohlenwasserstoffe könnten durchaus als Tröpfchen in winzigen Gesteinshohlräumen erhalten bleiben. Allerdings haben Wissenschaftler bisher vergeblich nach derartigen Einschlüssen gesucht.

Birger Rasmussen von der University of Western Australia und Roger Buick von der University of Sydney wurden nun endlich fündig. In massiven Schwefelablagerungen vulkanischen Ursprungs in Nordwest-Australien entdeckten sie in Gesteinsproben winzige fluoreszierende Öltröpfchen mit einem Durchmesser von weniger als fünf Mikrometern (Geology vom August 2000). Die Forscher staunten aber vor allem über das Alter ihrer Funde. Denn die Einschlüsse sind vor etwa 3,2 Milliarden Jahren entstanden, als aus der Tiefe heißes Gestein in die Ablagerungen eindrang. Damit sind die Tröpfchen nicht nur der erste Hinweis auf eine hydrothermale Bildung von Erdöl in früheren geologischen Epochen, sondern die ältesten Erdölvorkommen überhaupt.

Die organischen Überreste stammen nach Ansicht der Autoren wahrscheinlich von Phytoplankton. Schon im frühen Archaikum müssen die Ozeane also eine reiche Lebensgemeinschaft beherbergt haben, da für die Entstehung von Erdöl ausreichend organische Überreste nötig sind. Die Forscher hoffen, dass in den Tröpfchen auch spezifische Kohlenwasserstoffe erhalten sind, die sich Strukturmolekülen von Zellmembranen bestimmter Organismen zuordnen lassen. Denn daraus könnte man dann Rückschlüsse auf die Zusammensetzung der damaligen Lebewelt ziehen. Es ist vorstellbar, dass einst in den äußeren Bereichen der Schwefelablagerung unterirdisch eine wärmeliebende mikrobielle Lebensgemeinschaft gedieh, die sich von organischen Molekülen und hydrothermalen Schwefelverbindungen ernährte, erklären die Autoren.

Siehe auch

  • Spektrum Ticker vom 16.9.1999
    "Leben in Diät"
    (nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
  • Spektrum Ticker vom 3.11.1998
    "Altes Öl"
    (nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
  • Spektrum der Wissenschaft 2/94, Seite 20
    "Bakterien in heißem Erdöl"
    (nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
  • Quellen

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