News: Sicher bohren mit Bakterien
Im Sommer 1999 untersuchte Lovley mit einem seiner Studenten in Minnesota eine Grundwasserschicht, in die Rohöl gelangt war – zehn Meter unter der Erde. Dabei fanden sie Bakterien, die sie vorher nur von Ölvorräten aus tieferen Erdschichten kannten. Das Material wies dort nur einen geringen Sulfatgehalt auf. Für die Umwandlung von Erdöl zu Methan benötigen die Mikroorganismen nach dem bisherigen Wissen jedoch ausreichende Mengen der Schwefelverbindung. Die Forscher erlebten eine Überraschung, als sie im Labor eine Umgebung wie in den oberen Erdschichten nachstellten und den Bakterien den Ölbestandteil Hexadecan zum Verstoffwechseln gaben. Die Mikroorganismen bildeten daraus ohne lange Anlaufzeit Methan auf die gleiche Art, wie sie es in tieferen Schichten machen. Nach diesen Ergebnissen ist Sulfat also nicht für den Abbau des Erdöls notwendig (Nature, 13. April 2000).
Die Wissenschaftler wollen nun die Umstände genauer erforschen, unter denen Bakterien die Reaktionen ausführen, damit "wir besser in der Lage sind, die explosionsgefährlichen Methanvorkommen vorhersagen können", so Lovley. "Das sollte die Ölsuche etwas sicherer machen." Außerdem kann es "in einigen Fällen von Vorteil sein, wenn die Organismen Erdöl umwandeln, weil Erdgas leichter zu fördern ist."
Siehe auch
- Spektrum der Wissenschaft 2/94, Seite 20
"Bakterien in heißem Erdöl"
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