News: Sieben dürre Jahre
Die Hinweise auf insgesamt acht solcher Katastrophen stammen aus einer Reihe von Eiskernen, die ein Team internationaler Wissenschaftler vom Dasuopu-Gletscher im Himalaya entnahmen. Dieses Eisfeld befindet sich auf den Flanken des Xixabangma, einem gut 8 000 Meter hoch gelegenen Gebiet am südlichen Rand des Tibet-Plateaus. Damit ist dieses Klimaarchiv das höchste überhaupt. Selbst Wetter-Ballons können kaum weiter aufsteigen. Im ewigen Eis hochgelegener Gletscher erhalten sich insbesondere die frühen Anzeichen von Klimaveränderungen. In den drei Kernen gelang den Wissenschaftlern vom Byrd Polar Research Center der Ohio State University und dem chinesischen Lanzhou Institute of Glaciology and Geocryology für die letzten 557 Jahre eine feine Auflösung von einem Jahr.
Die Eigenschaften des eingeschlossenen Staubes lassen auf Trocken- oder Feuchtzeiten schließen. Chlorid-, Sulfat- und Nitratkonzentrationen geben Aufschluss über vulkanische Aktivitäten, die Ausbreitung der Wüsten und die Verbrennung fossiler Brennstoffe. Mithilfe der Verhältnisse verschieden schwerer Isotope von Sauerstoff und Wasserstoff konnten die Wissenschaftler die Temperaturen jener Zeit rekonstruieren, als sich die Eisschichten bildeten.
Neben dem unerklärlichen Ausbleiben des sommerlichen Monsuns zeigten die Daten auch den deutlichen Anstieg der Temperaturen in der jüngsten Vergangenheit. So waren sowohl das letzte Jahrzehnt als auch die vergangenen 50 Jahre die wärmsten Perioden in den 1 000 Jahren, die sich aus den Kernen rekonstruieren ließen. Allein im Laufe der letzten 100 Jahre haben sich die Staubgehalte im Gletschereis vervierfacht. Die Chloridkonzentrationen haben sich in dem gleichen Zeitraum verdoppelt. Dies sind offensichtliche Hinweise darauf, dass die Region immer weniger Niederschläge erhält und die Verwüstung fortschreitet. Für Lonnie Thompson vom Department of Geological Sciences der Ohio State University besteht deshalb kein Zweifel, dass diese Erwärmung zum großen Teil, wenn nicht ganz durch den Menschen verursacht wurde. Auch ähneln die Ergebnisse vom Himalaya denen vom Gipfel des Kilimanjaro.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 12.9.2000
"Ozonloch wieder einmal auf Rekordgröße"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Brennpunkt-Thema vom 6.10.1999
"Viel Wirbel um den anthropogenen Treibhauseffekt" - Spektrum der Wissenschaft 4/98, Seite 50
"Grönlands eisiges Klima-Archiv "
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.