Direkt zum Inhalt

News: Spezifische Plätze im Gehirn

Unser Gehirn betreibt Arbeitsteilung. So hilft zum Beispiel eine spezielle Hirnregion im visuellen Cortex bei der Erkennung von Gesichtern. Die Ergebnisse einer amerikanischen Studie lassen nun vermuten, dass dort auch ein Hirnareal existiert, das für die Wiedererkennung von Örtlichkeiten wie Räumen, Höhlen und Landschaften verantwortlich ist. Somit legte die Evolution offenbar ähnlich viel Wert auf die Entwicklung der Fähigkeiten, seine Mitmenschen zu erkennen, wie auch seine Umgebung zu begreifen.
Nancy Kanwisher und Russell Epstein vom Massachusetts Institute of Technology untersuchten eine Reihe gesunder Erwachsener mit funktionellen magnetischen Resonanz-Bildgebungsverfahren. In jeder der mehreren Dutzend Personen schien eine kleine Hirnregion im visuellen Cortex, die Kanwisher als parahippocampal place area (PPA) bezeichnet, besonders stark auf Abbildungen von Räumen und Landschaften anzusprechen. Es war eine eindeutige Reaktion auf Orte, sagt die Wissenschaftlerin – wenn das gesamte Mobiliar gezeigt wurde, ohne die Wände und den Boden, sprach die PPA nicht stärker an als der Rest des Gehirns, wogegen ein leerer Raum diese Region aktivierte. Weiterhin riefen fragmentierte Bilder von Wänden oder Böden keine besondere Reaktion der PPA hervor, berichtete Kanwisher am 18. Februar 2000 auf dem jährlichen Treffen der American Association for the Advancement of Science.

Kanwisher und ihre Kollegen ließen die Testpersonen auch Bilder von anderen Objekten betrachten, für die spezialisierte Gehirnregionen existieren könnten, so zum Beispiel Abbildungen von Raubtieren und Nutzpflanzen, aber auch von Gegenständen, auf die uns die Evolution nicht vorbereiten konnte, wie etwa Autos oder Musikinstrumente. "Nichts erzeugte eine ähnliche spezialisierte Reaktion, wie die auf Gesichter und Örtlichkeiten", sagt Kanwisher. Selbst wenn sich die Testperson einen Ort nur vorstellte, zeigte die PPA eine erhöhte Aktivität.

Der Psychologe Alfonso Caramazza von der Harvard University hält die Ergebnisse der Studie für ausgesprochen interessant, wobei er aber zu bedenken gibt, dass sie nicht aussagen, "dass keine weiteren spezialisierte Hirnreaktionen für andere Kategorien existieren". So zeigten zum Beispiel Studien an Patienten mit Hirnschäden, dass die Erkennung von Tieren selektiv gestört sein kann. Vielleicht liegt diese Spezialisierung nicht in einem bestimmten Hirnareal, sondern vielmehr in einer komplexen neuronalen Verschaltung, vermutet der Wissenschaftler.

Siehe auch

  • Quellen

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.