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Tierische Leistungen: Spinne hascht nach Luftwirbeln

<i>Cupiennius salei</i>

Die Jagdspinne Cupiennius salei kann anhand minimaler Luftverwirbelungen eine vorbeifliegende Beute orten und zu einem gezielten Fangsprung ansetzen, ermittelten Forscher der Universität Wien im laboreigenen Miniaturwindkanal. Dies gelingt dem nachtaktiven Achtbeiner auch in der Dunkelheit oder mit abgedeckten Augen – notwendig sind allerdings die als Luftstromsensoren dienenden, feinen, haarförmigen Trichobothrien.

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© F.G. Barth, C. Klopsch / University of Vienna
Erwischt!
Ein erfolgreicher Spinnensprung in 20-facher Zeitlupe: Die Luftbewegungen des näher kommenden Experimentalschlittens genügen dem Achtbeiner als sensorischer Input für zielgenaue Hüpfer.

Diese Sensoren werden schon bei minimalem Luftzug ausgelenkt und verraten den Spinnen fliegende Beute in einem dreistufigen Prozess: Ein in der Stärke kontinuierlich zunehmender Luftstrom bringt die Spinne dazu, sich zunächst in Sprungstellung auszurichten, der Beutesprung selbst folgt dann stets, sobald der Strom zu flattern beginnt – in der Natur der Augenblick, in dem die Flugbeute sich über der Spinne befindet. Ein zunehmend schwächer werdender Luftstrom signalisiert dagegen offenbar ein wegfliegendes Insekt.

Andere vom Flugobjekt ausgehende Reize als Jagdsignale konnten die Forscher um Friedrich Barth ausschließen. So eliminierten die Forscher im Experiment etwa Vibrationen des Bodens unter der Spinne und versuchten den Jäger ohne Erfolg mit künstlich bewegten brummenden oder stummen Attrappen zu täuschen. Allein der charakteristische zweiphasige Luftstrom in einer Stärke, die etwa beim An- und Vorbeiflug von Schmeißfliegen auftritt, verlockte die Spinnen zu dem typischen Jagdsprung, den man bei hungrigen Tieren auch in freier Wildbahn beobachten kann.

<i>Cupiennius salei</i>
Cupiennius salei | Ein Weibchen von Cupiennius salei, das gerade ein Heimchen verspeist.

Spinnen im Allgemeinen und Cupiennius salei im Besonderen reagieren extrem feinfühlig auf unterschiedlichste Vibrationsreize, die von verschiedenen hochspezialisierten Sensoren aufgenommen werden. So erkennt das Tier mit seinen lyraförmigen Vibrationsorganen an den äußeren Fußgliedern schon eine minimalste Bodenauslenkung von nur etwa 4,5 Nanometern. Für das Tier irrelevante Schwingungen – etwa die vom Wind ausgelöste – filtert dabei schon die Materialkonstruktion wie ein Schalldämpfer, so dass nur biologisch wichtige Signale verarbeitet werden wie zum Beispiel die Annäherung eines Beuteinsekts am Boden. Die empfindlichen Trichobothrien – sie reagieren schon auf mechanische Reize mit einem Energiegehalt von wenigen trillionstel Joule – fungieren dagegen als sensible Luftaufklärer.

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