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Paläoanthropologie: Steinspitzen schärften schon Altsteinzeitspeere

Fortschrittliche Speerspitzen

Für unsere Vorfahren war der Einsatz von geschafteten – an Holzpflöcken befestigten – Steinspitzen auf Holzspeeren ein wichtiger Fortschritt bei der Jagd: Sie machten ihre Waffen durchschlagsfähiger. Ein Forscherteam um Jayne Wilkins von der University of Toronto und der Arizona State University in Tempe vermutet nun, dass schon vor einer halben Million Jahre, und damit etwa 200 000 Jahre früher als bisher angenommen, Steinartefakte als Spitzen für Speere benutzt wurden. Damit könnte bereits Homo heidelbergensis, der vermutlich letzte gemeinsamen Vorfahre des Neandertalers (Homo neanderthalensis) und des modernen Menschen (Homo sapiens), diese fortschrittliche Jagdmethode angewandt haben, so die Forscher.

Fortschrittliche Speerspitzen | Nachgebaute Speere mit Steinspitzen, die mit Akazienharz und Sehnen an Holzpflöcken befestigt sind.

Geschaftete Speere bedeuteten einen großen Entwicklungsschritt gegenüber einfachen Werkzeugen: Zwar war ein höherer Arbeitsaufwand und ausführlichere Planung bei der Anfertigung nötig, aber ein scharfes Steinfragment an der Spitze eines Jagdspeeres erhöhte die Effizienz beim Töten eines Tieres enorm.

Bisher wurde vermutet, dass die Jagdtechnik mit Steinspeeren in der mittleren Steinzeit in Europa und Afrika vor etwa 300 000 Jahren entstand. Mit Hilfe der so genannten optisch stimulierten Lumineszenzdatierung, einer Methode zur Altersbestimmung von Gesteinsschichten, konnten die Forscher nun die fossilen Fragmente vom Fundort Kathu in Südafrika dem Zeitalter der frühen Altsteinzeit vor etwa 500 000 Jahren zuordnen. In dieser Zeit lebte auch der Homo heidelbergensis. Typische Abbruchstellen und andere Bearbeitungsspuren an den Gesteinsstücken lieferten Hinweise, dass sie einmal an Speerspitzen befestigt waren. Weitere Vergleiche der Größen und Symmetrie der Steinfragmente unterstützten diese Hypothese.

Fossile Steinspitzen | Etwa 500 000 Jahre alte Gesteinsfundstücke mit sichtbaren Bearbeitungsspuren. Die Maßstabskala hat eine Länge von einem Zentimeter.

Um zu testen, ob die fossilen Steinfragmente auch tatsächlich als Speerspitzen funktionieren, reproduzierten die Forscher künstliche Gesteinsbruchstücke aus fossilem Material und befestigten sie mit Hilfe von Haftmaterial (Akazienharz und Sehnen) an der Spitze hölzerner Pflöcke. Sie simulierten einen Speerwurf, indem das Jagdwerkzeug mit einer kalibrierten Armbrust durch einen Springbockkadaver gestoßen wurde. Die Steinspitzen des Speeres funktionierten gut, sie durchdrangen den Tierkörper wie gewünscht.

  • Quellen
Science 338, S. 942–946, 2012

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