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News: Thera und die Baumringe

Dass Meteoriteneinschläge größere Einflüsse auf das menschliche Leben gehabt haben, ist bisher nicht bewiesen. Eine viel größere Gefahr aus dem Untergrund scheint den Menschen aber schon seit Urzeiten zu bedrohen: Vulkanismus. Anscheinend fand in der Mitte des zweiten Jahrtausends vor Christus ein Vulkanausbruch statt, der nicht nur die Mittelmeerinsel Santorin fast völlig zerstörte, sondern auch langjährige globale Klimaauswirkungen hatte. Erneute Beweise hierfür kommen nun aus Schweden.
Seit langem ist bekannt, dass in der Mitte des zweiten Jahrtausends vor Christus ein großer Vulkanausbruch die Insel Santorin, das antike Thera, fast völlig vernichtete und sogar das benachbarte Kreta noch mit einer fünf Zentimeter dicken Ascheschicht bedeckte. Zahlreiche dendrochronologische Untersuchungen aus Irland, England, Deutschland und den USA bestätigen inzwischen, dass diese Katastrophe nicht allein auf die Mittelmeerregion beschränkt war, sondern globale klimatische Auswirkungen gehabt haben muss. Über neue Dendroproben berichteten jetzt Håkan Grudd und seine Kollegen vom Climate Impacts Research Center in Kiruna, Schweden (Geophysical Review Letters, 15. September 2000).

Die Forscher bezogen ihre Proben aus einem Torfmoor in Zentralschweden. Unter den dortigen Bedingungen hatten sich gleich mehrere Kiefernstämme so gut erhalten, dass sie zur dendrochronologischen Untersuchung geeignet waren. Die Bäume decken eine Wachstumsphase von 200 Jahren ab, in der Zeit von 1695 bis 1496 vor Christus. Bei weiteren Untersuchungen fanden die Forscher unter ihren Proben auch Baumringe, die sehr dünn ausgefallen waren – ein deutliches Zeichen für eine klimatische Beeinträchtigung des Wachstums der Bäume. Diese dünneren Ringe werden auf das Jahr 1637 vor Christus datiert, mit einer Unsicherheit von 65 Jahren. Das Ergebnis passt nun sehr gut auf andere Dendroproben aus Irland, England, Deutschland und Amerika, die alle auf eine große Katastrophe hindeuten, welche um 1627/28 vor Christus globale klimatische Auswirkungen gehabt haben muss, genau in der Phase der Bronzezeit, in der auch der Vulkan auf Thera ausbrach. Dieser Vulkan ist es daher auch, der von Historikern und Klimatologen als Schuldiger angesehen wird. Nach einem kräftigen Auswurf könnten seine Aschewolken die Erde über längere Zeit in den höheren Atmosphärenschichten umkreist haben. Das hätte dazu geführt, dass viel weniger Sonnenlicht die Erdoberfläche erreichte und die Erde sich um einige Grade abkühlte.

Dass diese Vermutungen nicht aus der Luft gegriffen sind, zeigt nicht zuletzt der Ausbruch des Pinatubo im Jahr 1991. Seine Aschewolken kühlten die globale Temperatur um einigen Zehntel Grad ab. Verglichen mit der Explosion des Thera-Vulkanes war der Pinatubo-Ausbruch aber eher harmlos: Der Ausbruch auf Thera spuckte fast 14 Kubikkilometer Magma in die Luft und schuf einen Krater von etwa 80 Quadratkilomertern. Die erneuten Hinweise auf eine weltweite Klimaveränderung durch den Thera-Ausbruch lassen die schwedischen Wissenschaftler nun vermuten, dass diese Katastrophe sogar einer "Mini-Eiszeit" gleichgekommen sein muss.

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