Psychologie: Trauer kann süchtig machen
Langanhaltende, chronische Trauer kann Suchtwirkungen entfalten, stellten Neurowissenschaftler der University of California in Los Angeles fest. Sie erkannten in Experimenten, dass häufig wiederholte Trauergedanken und -erinnerungen nach einiger Zeit beginnen, im Gehirn auch Neuronen des Belohnungszentrums zu aktivieren. Dies könne auf Dauer ein Suchtpotenzial bergen, das Betroffenen ein Loslassen und eine weniger belastete Neuorientierung im Leben deutlich erschwert.
Das Team um Mary-Frances O'Connor hatte im Magnetresonanztomografen die Hirnaktivität von 23 weiblichen Freiwilligen mit einem Brustkrebs-Todesfall in der Familie untersucht. Die Hälfte der Kandidatinnen litt dabei nach einer zuvor durchgeführten psychologischen Einschätzung an einer Trauerform mit pathologischen Zügen, der "komplizierten Trauer", die andere Hälfte trauerte in normalem Umfang. Wie sich zeigte, regte sich beim Betrachten von Fotos der verstorbenen Verwandten nur bei den kompliziert Trauernden ein Bereich im Nucleus accumbens, der zum Belohnungszentrum gehört.
Schmerzareale des Gehirns waren dagegen bei allen Kandidatinnen gleichermaßen aktiv. Die Aktivität des Belohnungszentrums korrelierte zudem mit dem selbst eingeschätzten Verlust und den Verlassenheitsgefühlen der Probanden, nicht aber mit der Zeit, die seit dem Todesfall vergangen war oder dem Alter der Kandidaten.
Die Wissenschaftler vermuten, dass nur bei kompliziert Trauernden die Belohnungsreize, die der Anblick geliebter Personen bei Menschen auslöst, nicht im Laufe der Zeit in den Hintergrund gedrängt werden. Die Betroffenen werden dadurch im Laufe der Zeit psychisch abhängig von dem Belohnungsreiz, anstatt sich an den Verlust anzupassen: "Sie werden süchtig nach der neuronalen Belohnung", so O'Connor.
Kompliziert Trauernden gelingt es nicht, den Tod zu akzeptieren, sich an die neue Wirklichkeit anzupassen und selbst angemessen weiter zu leben. Zu den zahlreichen Symptomen der Störung gehört das Gefühl, verlassen worden zu sein, im Leben keinen Sinn mehr zu sehen sowie starke, anhaltende Schuldgefühle, sich selbst schädigendes Verhalten, Vernachlässigung der Mitmenschen und langfristige Schlaf- und Essstörungen und Depressionen. Eine Abgrenzung der komplizierten Trauer von anderen Störungen ist auch für Experten oft schwer, eine standardisierte Therapie fehlt. (jo)
Das Team um Mary-Frances O'Connor hatte im Magnetresonanztomografen die Hirnaktivität von 23 weiblichen Freiwilligen mit einem Brustkrebs-Todesfall in der Familie untersucht. Die Hälfte der Kandidatinnen litt dabei nach einer zuvor durchgeführten psychologischen Einschätzung an einer Trauerform mit pathologischen Zügen, der "komplizierten Trauer", die andere Hälfte trauerte in normalem Umfang. Wie sich zeigte, regte sich beim Betrachten von Fotos der verstorbenen Verwandten nur bei den kompliziert Trauernden ein Bereich im Nucleus accumbens, der zum Belohnungszentrum gehört.
Schmerzareale des Gehirns waren dagegen bei allen Kandidatinnen gleichermaßen aktiv. Die Aktivität des Belohnungszentrums korrelierte zudem mit dem selbst eingeschätzten Verlust und den Verlassenheitsgefühlen der Probanden, nicht aber mit der Zeit, die seit dem Todesfall vergangen war oder dem Alter der Kandidaten.
Die Wissenschaftler vermuten, dass nur bei kompliziert Trauernden die Belohnungsreize, die der Anblick geliebter Personen bei Menschen auslöst, nicht im Laufe der Zeit in den Hintergrund gedrängt werden. Die Betroffenen werden dadurch im Laufe der Zeit psychisch abhängig von dem Belohnungsreiz, anstatt sich an den Verlust anzupassen: "Sie werden süchtig nach der neuronalen Belohnung", so O'Connor.
Kompliziert Trauernden gelingt es nicht, den Tod zu akzeptieren, sich an die neue Wirklichkeit anzupassen und selbst angemessen weiter zu leben. Zu den zahlreichen Symptomen der Störung gehört das Gefühl, verlassen worden zu sein, im Leben keinen Sinn mehr zu sehen sowie starke, anhaltende Schuldgefühle, sich selbst schädigendes Verhalten, Vernachlässigung der Mitmenschen und langfristige Schlaf- und Essstörungen und Depressionen. Eine Abgrenzung der komplizierten Trauer von anderen Störungen ist auch für Experten oft schwer, eine standardisierte Therapie fehlt. (jo)
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