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News: Ungleich wärmer

Obwohl es viele Szenarien zur globalen Erwärmung gibt, so gehen die meisten doch von mehr oder minder kräftig steigenden Temperaturen aus. Bei dem Vergleich von Satellitendaten mit den Temperaturaufzeichnungen auf der Erde zeigte sich, dass man die Erwärmung auf globalem Maßstab bisher überschätzte. Zwei Drittel des Globus erfuhren in der Vergangenheit sogar eine leichte Abkühlung.
Die Troposphäre, so zeigen die Daten von Satelliten und Ballonexperimenten, erwärmte sich im Lauf der letzten 22 Jahre in geringerem Umfang als bisher vermutet. Zwar spiegelt sich die Erwärmung auch in diesen Werten wider, allerdings nur nördlich des 20. Breitengrades, wo die Landmassen Nordamerikas, Europas und Asiens liegen - und wo der größte Teil der Weltbevölkerung lebt. Hier stieg die Temperatur in der Troposphäre um 0,22 Grad Celsius pro Jahrzehnt, während es südlich davon zu einer Abkühlung um 0,04 Grad Celsius pro Dekade kam. Nach der globalen Mittelung aller Daten erwärmt sich die Erdatmosphäre demnach alle zehn Jahre um gerade einmal 0,04 Grad Celsius.

John Christy vom Earth System Science Center der University of Alabama, Leiter einer Studie im Auftrag des United Nations Intergovernmental Panel on Climate Change 2001 Assessment, war selbst von diesen Ergebnissen überrascht - stehen sie doch im Widerspruch mit den Messungen der Oberflächentemperaturen. Der Vergleich zeigte, dass sich die Daten aus der Troposphäre und von der Erdoberfläche vor allem über den Meeren voneinander unterschieden. Die Messungen der Lufttemperaturen über dem Wasserspiegel lassen demnach eine stärkere Erwärmung vermuten als die Satelliten- und Ballondaten aus der Troposphäre.

Die Gründe dafür bilden sich in der Variabilität der marinen Daten ab. Als Beispiel führen Christy und seine Kollegen ein Messstellennetz im Pazifik an. Diese Bojen zeichnen sowohl die Temperatur der Luft in drei Metern Höhe als auch in einem Meter Wassertiefe auf. Über zehn Jahre gemittelt ergeben sich bei den Prognosen der unterschiedlich angeordneten Sensoren Unterschiede von bis zu 0,15 Grad Celsius. Noch größere Abweichungen fanden sich in den Daten, die von Forschungsschiffen stammen. Hier führen offenbar verschiedene Messtechniken zu uneinheitlichen Ergebnissen, auch lassen sich Einflüsse durch den Schiffskörper nicht gänzlich ausschließen.

Auf diese Weise zeigt sich nach Meinung der Forscher die hohe Zuverlässigkeit der satellitengestützten Temperaturmessungen. Sie sind für mehr als 95 Prozent der Erdoberfläche verfügbar und schließen Regionen ein, von denen es bisher kaum Daten gibt. Eine weltweit einheitliche und zuverlässige Datenbasis, wie sie die Satelliten offenbar liefern können, wäre deshalb ein wichtiges Instrument für aussagekräftigere Klimamodelle.

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