News: Unterm Mistelzweig
Guillermo Amico und Marcelo Aizen von der Universidad National del Comahue haben jetzt eine interessante mutualistische Beziehung entdeckt, als sie das Ausbreitungsverhalten der Mistelart Tristerix procumbens in einem Südbuchen-Wald in Argentinien aufklärten (Nature vom 21. Dezember 2000). Sie wollten wissen, ob Singvögel, chilenische Klettermäuse (Irenomys tarsalis) oder Colocolos (Dromiciops australis), ein südamerikanisches Beuteltier, die Früchte dieser Pflanze verzehren und was anschließend mit den Samen geschieht.
Wie die Forscher entdeckten, verschmähen die Singvögel und die Mäuse die Tristerix-Früchte, stattdessen werden sie von den Colocolos gefressen. Bei einem Fütterungsversuch verputzten die kleinen Beuteltiere alle angebotenen Früchte. Später fanden die Wissenschaftler im Kot dieser Tiere 98 Prozent der Samen unbeschädigt und keimfähig wieder. Die Passage durch den Darm ist für die Mistelsamen sogar zwingend notwendig, denn nur dann kann sich die Haftscheibe am Samen entwickeln. Diese sorgt dafür, dass der Mistelsamen an der Baumrinde haften bleibt und auskeimen kann. Aber auch das Verhalten der Colocolos begünstigt die Ausbreitung der Misteln: Die Tiere legen ihren Kot ordentlich auf lebenden Ästen und Zweigen ab, und nur 10 Prozent der Samen fallen auf den Boden.
Während die Vögel schätzungsweise erst vor 25 Millionen Jahren diese mutualistische Beziehung entwickelt haben, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Vorfahren des Colocolo schon vor 70 Millionen Jahren Mistelsamen verbreiteten – der Beginn jener langen und wunderbaren Freundschaft, die bis heute andauert.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 6.9.1999
"Kleine Zähne mit großer Wirkung"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 7.12.1998
"Neues aus der Wüste Gobi"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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