News: Ursprung der Erinnerungen
Ausgangspunkt der Studie war die jedermann geläufige Unterscheidung zwischen persönlich erlebten Ereignissen und allgemeinen Tatsachen ohne persönlichen Bezug. Gesunden Probanden wurde zunächst eine Liste von Worten präsentiert mit der Aufforderung zu entscheiden, ob die Worte einen konkreten oder abstrakten Gegenstand bezeichneten. Nach einer Pause wurden ihnen ein Teil dieser Worte gemischt mit neuen Worten erneut gezeigt. Dabei wurden zwei unterschiedliche Aufgaben gestellt: Entweder sollten sie entscheiden, ob sie das Wort in der ersten Liste schon einmal gesehen hatten, oder sie sollten entscheiden, ob das Wort einen lebenden oder toten Gegenstand nannte. Im ersten Fall wurde die Erinnerung an ein persönlich erlebtes Ereignis, im zweiten Fall an Allgemeinwissen hervorgerufen. Die dadurch aktivierten Hirnstrukturen und der zeitliche Verlauf der Aktivierung wurden mittels Positron-Emissions-Tomographie (PET) und EEG gemessen.
Als Ergebnis fand sich, daß diese beiden Erinnerungsbedingungen unterschiedliche Hirnstrukturen aktivieren: Während die persönliche Erinnerung den Pol des rechten Vorderhirns aktivierte, ging der Abruf von Allgemeinwissen mit einer Aktivierung des linken Vorderhirns einher. Die Aktivität des rechten Vorderhirns ging einher mit einer Aktivierung des linken Schläfenlappens, wenn die Erinnerung erfolgreich war.
Welche Mechanismen wiederum steuern diese Unterschiede? Die Studie demonstrierte, daß umschriebene Strukturen im Vorderhirn offenbar festlegen, welche neurale Erinnerungsroutine aktiviert wird. Mit anderen Worten, wie ein Ereignis in Strukturen des Schläfenlappens repräsentiert wird, hängt unter anderem ab von Signalen aus dem Frontalhirn, die wiederum sensibel bezüglich bestimmter Aufgaben sind. Mit dieser Untersuchung wurde erstmals ein räumlich-zeitliches neurales Muster identifiziert, das Erkenntnisse darüber liefert, wie bewußte Erinnerung abhängig ist von der jeweiligen Situation, in der sie erfolgt.
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